REDENSART | BEDEUTUNG | BEISPIELE | ERGÄNZUNGEN |
den Faden verlieren | sich verwirren beim Sprechen ; vergessen, was man eigentlich sagen wollte; einen logischen Gedankengang plötzlich nicht weiterverfolgen können | "Sie haben mich unterbrochen. Jetzt habe ich den Faden verloren"; (Anleitung zum Reden halten:) "Gezieltes Ausatmen vor Beginn der Rede und in kurzen Sprechpausen hilft, ruhiger zu werden. Falls Sie den Faden verlieren, wiederholen Sie das zuvor Gesagte, schauen Sie in aller Ruhe auf Ihren Stichwortzettel, um dann fortfahren zu können" | Die Redensart kommt vermutlich aus dem Bereich des Spinnens oder Webens, wo man keinen Faden verlieren durfte. Seit alter Zeit wird das Erzählen mit dem Bereich der Textilherstellung und -bearbeitung assoziiert, wohl weil das Spinnen von Garn und das Weben Zeit zum episch breiten Darstellen und Wiedergeben von Sachverhalten boten. Auch ist das textile Endprodukt mit seinen oft bildhaften Motiven, die sich aus dem strikten Nacheinander der Verflechtung einzelner Fäden ergeben, nicht ohne offenkundige Analogie zum Erzählfaden, der zu einer plastischen Gegenwartssprache führt, wenn man ihn nicht "verliert" und damit Unordnung erzeugt. Schon in der Antike wird der Erzähltext als Begriff metaphorisch von lat. "texere" (flechten, weben, zusammenfügen) abgeleitet. Im Deutschen hat sich daraus ein ganzes Bildfeld (Textgewebe) mit einigen zusammenhängenden Metaphern ausgebildet, in denen Begriffe aus der Textilbearbeitung Aspekte des sprachlichen Darstellens konkretisieren. Eine andere Deutung bezieht sich auf die griechische Mythologie. Theseus hatte die Aufgabe, in ein dunkles Labyrinth zu steigen und dort das Stierkopfmonster Minotaurus zu töten. Um Theseus zu helfen, gab ihm seine Geliebte Ariadne ein rotes Wollknäuel, das er im Labyrinth abrollen und so nach dem Töten des Minotaurus wieder nach draußen finden konnte. Da Theseus den Faden nicht verliert, ist diese Herleitung allerdings wenig überzeugend |
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(tief / knietief) in der Scheiße / Kacke sitzen / stecken | in Schwierigkeiten sein ; in übler Lage sein | "Ich habe Mist gebaut und stecke tief in der Scheiße"; "Jetzt stecken wir in der Scheiße und müssen da wieder rauskommen"; "Das nächste Jahr scheint sehr schwer zu werden. Normalerweise gibt es immer eine Lösung, aber das ist das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, in der Scheiße zu stecken"; "Die Leute, die im Lauf der Zeit übrig bleiben, sind echte Kumpels und helfen dir auch mal, wenn du in der Kacke sitzt"; "Da ich mich auf die Aussage des Sachbearbeiters verlassen hatte, habe ich mich durch den Umzug in eine 650 km weit entfernte Stadt verschuldet und sitze nun soweit in der Kacke, dass ich diesen Monat meine Miete nicht zahlen kann und die Schulgebühren auch nicht" | umgangssprachlich, derb; siehe auch "Scheiße"; zu Kacke / kacken siehe auch "Kacke" |
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(plötzlich / wie Pilze) aus dem Boden schießen / sprießen; aus der Erde schießen / sprießen | sich rasch vermehren / schnell ausbreiten ; schnell wachsen ; in kurzer Zeit in großer Zahl entstehen | "Nachhilfe-Schulen schießen wie Pilze aus dem Boden"; "Der Bauwirtschaft ging es glänzend. Immer mehr Fabrikhallen schossen aus dem Boden, immer mehr Eisenbahnlinien durchzogen das Land. In der Mitte des 19. Jahrhunderts hatte die industrielle Revolution auch das Rheinland erreicht"; "Die Stadt wächst und gedeiht, neue Gebäude schießen aus dem Boden und ermuntern junge Unternehmen, ihre Firmensitze in das geschäftige und pulsierende Berlin zu legen"; "Immer mehr Menschen achten beim Kleidungskauf auf die Bedingungen für Mensch und Umwelt, unter denen das Kleidungsstück produziert wurde. So wundert es nicht, dass während der letzten Jahre gerade junge Labels geradezu aus dem Boden geschossen sind"; "Während allerorten Willkommensinitiativen für Geflüchtete aus dem Boden sprießen, hat der Bundestag am 02. Juli eine weitere, massive Verschärfung des Aufenthaltsgesetzes verabschiedet"; "In Wettbüros, die in der Stadt wie Pilze aus dem Boden schießen, wird viel Geld umgesetzt" | Erde: mittelhäufig (4); Vorbild für diese Redensart sind die Fruchtkörper der Pilze, die bei feuchtwarmem Wetter schnell wachsen. Oft finden wir den Vergleich bei schnell entstehenden Gebäuden, Unternehmen oder Geschäften. Die Redewendung ist schon sehr alt. Röhrich [ ![]() Quellenhinweis: Geschichte der Abderiten, Kap. 30 |
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mit jemandem Deutsch reden | offen und deutlich sprechen; verständlich für alle reden | umgangssprachlich; Die Redensart ist seit dem 15. Jahrhundert belegt und enthält noch den ursprünglichen Sinngehalt des Begriffes "deutsch", nämlich "verständlich" (auch im Sinne von "volkstümlich"). Damit war ursprünglich (etwa bei Karl dem Großen) eine Abgrenzung gegenüber allen romanischen Sprachen, besonders aber gegenüber dem Latein verknüpft. Dies gilt auch für das späte Mittelalter und die frühe Neuzeit, in der Latein als Gelehrtensprache weiterlebt und dem Volk unverständlich ist. Diese Abgrenzung zwischen (lateinischer) Fachsprache und deutscher Allgemeinsprache lebt auch in den Ausdrücken "Angler-" und "Jägerlatein" weiter | |
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Brot und Spiele | Essen und Unterhaltung | "Machen uns die neuen Medien zu digitalen Idioten, die nur noch Spaß und Unterhaltung, Brot und Spiele, haben wollen?"; "Es gibt keine Kraft aus dem Volk, die man fürchten müsste. Jeder wird gegen jeden ausgespielt. Es fehlt nur, dass wieder Brot und Spiele eingeführt werden. Spiele gibt's ja schon durch das Fernsehen. Das Brot könnte durch Freibier ersetzt werden. Besoffene schlafen fest und machen meist keinen Ärger"; "Mantinghausen: Spartanisches Zeltlager mit Lerneffekt; 19. Bezirks- Jugend- Breitensportspiele: Brot und Spiele für die Kids; Spiel- und Grill-Nachmittag: Einmal so richtig austoben!" | Brot und Spiele - panem et circenses - galt im antiken Rom als Formel der Macht, als Methode, die Gunst des Volkes für den jeweiligen Herrscher zu sichern. Denn neben der Versorgung mit Nahrungsmitteln, also hauptsächlich mit Wasser und Getreide, sorgten öffentliche Spiele wie Gladiatorenkämpfe, Rennen und Theateraufführungen für Abwechslung vom Alltag beim einfachen Volk |
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jemandem ins Wort / in die Rede fallen | jemanden beim Sprechen unterbrechen ; jemanden nicht ausreden lassen ; dazwischenreden | "Kannst du mal aufhören, mir ständig ins Wort zu fallen?"; "Michael Naumann fällt der Reporterin ins Wort: Das ist falsch! Sie können das nachlesen, das war ein Artikel in der 'Zeit', es ist ein korrektes Zitat dort"; "Sie möchten Ihre Position darstellen, aber Ihr Gesprächspartner fällt Ihnen ständig ins Wort und lässt Sie keinen Satz aussprechen?"; "'Danke für ...', begann sie, doch er fiel ihr ins Wort" | in die Rede: selten; Diese Redensart verwendet das Hineinfallen im Sinne einer Unterbrechung und kann analog zur Redewendung "jemandem in den Arm fallen" gedacht werden. Darauf weisen auch (seltene bzw. veraltete) Varianten wie "das Wort zerbrechen" oder "ins Wort stürzen" hin . Die Redensart ist schon seit dem 16. Jahrhundert schriftlich belegt, so im "Grobianus" - ein Werk, das sich gegen schlechtes Benehmen wandte und dem Grobianismus seinen Namen gab: "Sprich pfey schem dich der groben sitten / Das du mir felst in meine wort" Quellenhinweis: . Daraus kann geschlossen werden, dass Dazwischenreden schon damals als unhöflich galt Friedrich Dedekind: Grobianus, Von groben sitten vnd vnho[e]flichen geberden, Erstmals in Latein beschriben, durch den wolgelerten Fridericum Dedekindum, vnd jetzund verteutschet durch Casparum Scheidt von Wormbs, Worms 1551, Das viij. vnd letzt Capitel, S. Sijb (S. 154, dfg-viewer.de) |
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Redensart des Tages:
Grips im Kopf haben
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