1. Eintrag:
Ich werd' / werde verrückt!
Bedeutung:
Beispiele:
1.- Wenn das hier nicht bald klappt, dann werde ich verrückt!
- Ich werd' verrückt bei dem Gedanken, wo du heute Abend schläfst!
- Gott hilf mir, lass mich aufwachen', stöhnte er. 'Gott hilf mir, ich werde verrückt, das halte ich nicht aus!'
- Wenn ich hier bleibe, werde ich noch verrückt. Ich werde immer aggressiver. Ich habe keine Ansprechpartner, keine psychologische Betreuung, keine Beschäftigung
- Ich werd' verrückt! Hast du gesehen, wie schnell der angeschossen kam?
- Ich werd' verrückt, das ist doch der Micha! Mensch, altes Haus, wir haben uns ja 'ne Ewigkeit nicht gesehen! Wie geht's dir?
Ergänzungen / Herkunft:
Das Adjektiv "verrückt" ist seit dem 16. Jahrhundert gebräuchlich Q, der Übergang zur heutigen Bedeutung "geistesgestört, wahnsinnig, überspannt" (17. Jahrhundert Q) ergibt sich aus Verkürzung von "der Kopf / Verstand o. ä. ist verrückt". Diese Verwendung klingt schon bei Martin Luther an, wenn er in Bezug zu 2. Korinther 11,3 schreibt: "Ich fürcht ewer gleubiger Verstand / werd verrückt werden von dem einfeltigen verstand christi / gleich wie Eua (Eva, Anm.) von der Schlangen verrückt ward" Q
Martin Luther: Der Erste Teil aller Bücher vnnd Schrifften des thewren, seligen Mans Gottes Doct. Mart. Lutheri ..., Jena 1590, S. 473b✗
Der Ausruf "Ich werd verrückt!" ist in der Bedeutung 1 noch nahe am wörtlichen Sinn von "verrückt", während es in Bedeutung 2 (seit Anfang des 20. Jahrhunderts) nur noch floskelhaft bei einem ungewöhnlichen Ereignis gebraucht wird, das einen starken Eindruck hinterlässt (vergleiche die umgangssprachliche Bedeutung "sehr groß, stark" in "wie verrückt")
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