1. Eintrag:
Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert
Bedeutung:
Beispiele:
- Aber der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Deswegen ist mein guter Vorsatz für dieses Silvester, dass ich keine guten Vorsätze mehr fasse
- Vorsätze für 2011 hat Abt Christian keine. "Der Weg zur Hölle ist bekanntlich mit guten Vorsätzen gepflastert", lacht er
- Je weiter das Jahr fortschreitet, desto mehr gewinnen liebe alte Gewohnheiten wieder die Oberhand. Wahrscheinlich ist das auch gut so. Kleine Sünden verschönern das Leben, machen es lebenswert. Und der Weg zur Hölle ist sowieso mit guten Vorsätzen gepflastert
- Kinder, so lernen Eltern, sind weitaus widerstandsfähiger, als ursprünglich gedacht. Besonders widerstandsfähig sind sie gegen Erziehungsversuche ihrer Erzeuger, weswegen die eines Tages erkennen, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist
- Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert: Die Dinge laufen nicht immer so, wie wir es möchten. Trotz unserer guten Absichten können wir letztendlich viel Schaden anrichten
- Die Einmischungen des Westens, seine wiederholten Angriffe auf muslimische Länder führen doch nicht zur Demokratie. Libyen war ziemlich stabil und dabei, sich zu öffnen. Syrien war einmal ein Land, in dem Muslime, Christen und Juden friedlich zusammenlebten. Heute steht es wieder am Rande des Bürgerkrieges und droht in Enklaven zu zerfallen. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert
- Dieser Spruch, der übrigens viele Väter zu haben scheint, wird immer wieder herangezogen, um auf die Sinnlosigkeit von guten Vorsätzen plakativ hinzuweisen
- Es gibt einen alten Spruch, der besagt, dass der Weg zur Hölle mit guten Vorsätzen gepflastert ist, das ist aber nicht wirklich der Fall. Der Weg zur Hölle ist vielmehr gepflastert mit Vorsätzen, die unachtsam, lustvoll oder böse sind. Gute Absichten wohlmeinend und harmlos pflastern Wege zu den Himmeln des Glücks
Ergänzungen / Herkunft:
Die "Hölle" in unserem Sprichwort ist etwas drastisch formuliert und meint hier lediglich einen unerträglichen, unhaltbaren oder unerwünschten Zustand.
Unser Sprichwort besagt, dass gute Vorsätze nicht unbedingt zum Ziel führen müssen - wobei die Ursache hierfür unterschiedlich sein kann, so z. B., dass sie aus mangelndem Willen oder Bequemlichkeit nicht umgesetzt werden. Oft finden wir das an Silvester, wenn man sich vornimmt, im neuen Jahr gesünder zu essen, aufzuhören zu rauchen, mehr Sport zu treiben o. ä.
Auch im Bereich der Politik ist das Sprichwort gelegentlich zu hören. Mögliche Ursachen für das Scheitern guter Vorsätze wären hier eher Fehleinschätzungen oder gar Fanatismus, der zu einer Übereifrigkeit führt, die mehr schadet als nutzt.
Aus dem Sprichwort zu schließen, dass gute Vorsätze selbst eher schädlich als nützlich sind, wäre eine Fehldeutung, denn eine Verbesserung ist ohne zielführende und durchdachte Absicht und Planung meist nicht möglich. Gemeint ist eher, dass gute Vorsätze gut und schön sind, aber auch umsetzbar sein sollten, und die Ziele neben dem Willen zur Verwirklichung nicht zu hoch gesteckt werden sollten.
Das Sprichwort wurde vermutlich aus dem Englischen übernommen und soll anfangs vor allem im Munde von Geistlichen geführt worden sein Q. Der Biograf James Boswell zitiert Samuel Johnson 1775 mit dem Satz "Hell is paved with good intentions" Q. Bekannter wurde das Sprichwort durch den Roman "Die Braut von Lammermoor" des schottischen Schriftstellers Sir Walter Scott (1819), einer der meistgelesenen Autoren seiner Zeit. In der Übersetzung von 1828 lesen wir: "'Habt Ihr nie gehört, was ein Theolog sagt? Die Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert, d. h. sie werden öfter gefaßt, als ausgeführt" Q
Walter Scott's sämmtliche Werke, 120. Bd., Die Braut von Lammermoor, Erster Theil, Stuttgart 1828, S. 79 f.✗
Im Deutschen hat sich das Sprichwort in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Einen ersten Hinweis finden wir 1825 bei Weinzierl: "... kaum sind wir zurückgekehrt in das Gewühl unserer zeitlichen Geschäfte, und in das lärmende Gewirr gewohnter Zerstreuungen, so verschwinden gewöhnlich unter den geräuschvollen Freuden der Welt, gleich Träumen der Kindheit, alle in ernsten Stunden gemachten Entschließungen. Da läßt sich dann anwenden, was der heilige Bernard Q eben so richtig gedacht, als tief gefühlt, gesagt hat; nämlich: - daß für einen großen Theil der Menschen der Weg zur Hölle mit lauter solchen gemachten, aber nie erfüllten Vorsätzen, gepflastert wäre" Q
Cölestin Weinzierl: Trauerrede bey dem feyerlichen Exequien für den König Max. Jos. von Bayern: gehalten den 22. Okt. 1825, München, S. 10 f.✗
Max Stirner bezeichnete 1844 den Satz "Der Weg zum Verderben ist mit guten Vorsätzen gepflastert" bereits als "Sprichwort" Q - der heute vorherrschende Wortlaut findet sich zuerst bei Karl Marx Q.
Als möglichen Vorläufer nennt Büchmann Q einen Vers der Bibel, der zwar eine andere Bedeutung hat, aber ein ähnliches Sinnbild verwendet: "Die Gottlosen gehen zwar auf einem feinem Pflaster; aber sein Ende ist der Hölle Abgrund" Q.
Zu "Hölle" siehe auch "die Hölle auf Erden haben", "zur Hölle mit ..."
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