1. Eintrag:
eine faustdicke Lüge

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Bedeutung:
eine infame Lüge S
Beispiele:
- Um schnell neue Freunde zu gewinnen, behauptet Klara, dass sie eine klasse Reiterin ist. Eine faustdicke Lüge, denn Klara kann nicht reiten, und ein Pferd hat sie auch nicht
- Er tischt seinen Eltern eine faustdicke Lüge über einen angeblichen Lotteriegewinn auf und lockt sie so nach Skandinavien
- Selbst eine faustdicke Lüge, die wir raffiniert eingefädelt haben, blenden wir nach kurzer Zeit aus, so schnell wie manchen Witz, über den wir eben noch herzhaft gelacht haben. Haben wir erfolgreich gelogen, das Ziel erreicht, erfinden wir eine moralisch akzeptable Ausrede
Ergänzungen:
Man hat die Lüge - ebenso wie das Lachen und Weinen, die Sprache und das Denken - als typisch menschliche Eigenschaft bezeichnet. Erst die neuere Verhaltensforschung hat gezeigt, dass auch manche Tiere - dem "Prinzip Eigennutz" folgend - zu Täuschungsverhalten fähig sind und damit individuelle Vorteile erzielen. Man könnte sie somit auf der Skala oder Typologie der Lügner einordnen, die Aristoteles in seiner Nikomachischen Ethik gibt und in deren Rahmen nicht nur das Lügen mit sprachlichen Mitteln, sondern auch das Lügen durch Handlung und Gebaren berücksichtigt wird.
Auch Augustinus, welcher der "magna quaestio" der Lüge gleich zwei Monographien gewidmet hat Q, berücksichtigt am Rande die nicht-sprachliche falsche Zeichenkundgabe (falsa significatio); sein Hauptaugenmerk jedoch gilt der Schuld, die der Lügner durch eine "unwahre, mit dem Willen zur Täuschung vorgebrachte Aussage" (also das Lügen mit sprachlichen Mitteln) auf sich lädt. In der Scholastik und beinahe bis zur Neuzeit ist die kontroverse philosophische und moraltheologische Entfaltung der aristotelischen und augustinischen Vorstellungen betrieben worden.
Erst Renaissance und Barock (Grotius, Pufendorf u. a.) bringen wesentliche Erweiterungen der Diskussion in Richtung auf juristische und politische, Idealismus und Aufklärung auf ethische, das 19. und 20. Jahrhundert auf (sozial-) psychologische Dimensionen der Lüge. Mit Nietzsche wird die linguistische und (durch den Begriff der Konvention) sprachphilosophische Diskussion wieder aufgegriffen. In der Linguistik der Lüge Harald Weinrichs (1966) wird der Begriff des "Lügensignals" relevant. Das Lügensignal in diesem Sinne ist ein Fiktionssignal, das bewusst gesetzt ist, um den Leser zu amüsieren. Es wirkt implizit und entfaltet sich beispielsweise in allen Formen krasser Übertreibung und Überzeichnung (Karikatur), in übertriebenen (und dadurch erst Verdacht erweckenden) Wahrheitsbeteuerungen und in bestimmten Motiven ("verkehrte Welt"; der "Himmel auf Erden") und Figurenkonstellationen.
Form- und Gattungsmerkmale grenzen die Literatur von der realen (wahren) Welt genauso ab wie bestimmte Themen im Alltagsgespräch per se eine übertreibende Darstellung ermöglichen, ohne dass man im moralischen Sinne als Lügner dasteht (Anglerlatein, Jägerlatein).
Gegenüber den so genannten Lügengespinsten zeichnet sich die faustdicke Lüge durch eine gewisse Grobheit und einen eklatanten Widerspruch zwischen der augenscheinlichen Realität und dem behaupteten Wahrheitsanspruch einer Aussage aus und ist so gesehen wieder harmlos.
Die "faustdicke Lüge" ist seit dem 18. Jahrhundert schriftlich belegt Q
Auch Augustinus, welcher der "magna quaestio" der Lüge gleich zwei Monographien gewidmet hat Q, berücksichtigt am Rande die nicht-sprachliche falsche Zeichenkundgabe (falsa significatio); sein Hauptaugenmerk jedoch gilt der Schuld, die der Lügner durch eine "unwahre, mit dem Willen zur Täuschung vorgebrachte Aussage" (also das Lügen mit sprachlichen Mitteln) auf sich lädt. In der Scholastik und beinahe bis zur Neuzeit ist die kontroverse philosophische und moraltheologische Entfaltung der aristotelischen und augustinischen Vorstellungen betrieben worden.
Erst Renaissance und Barock (Grotius, Pufendorf u. a.) bringen wesentliche Erweiterungen der Diskussion in Richtung auf juristische und politische, Idealismus und Aufklärung auf ethische, das 19. und 20. Jahrhundert auf (sozial-) psychologische Dimensionen der Lüge. Mit Nietzsche wird die linguistische und (durch den Begriff der Konvention) sprachphilosophische Diskussion wieder aufgegriffen. In der Linguistik der Lüge Harald Weinrichs (1966) wird der Begriff des "Lügensignals" relevant. Das Lügensignal in diesem Sinne ist ein Fiktionssignal, das bewusst gesetzt ist, um den Leser zu amüsieren. Es wirkt implizit und entfaltet sich beispielsweise in allen Formen krasser Übertreibung und Überzeichnung (Karikatur), in übertriebenen (und dadurch erst Verdacht erweckenden) Wahrheitsbeteuerungen und in bestimmten Motiven ("verkehrte Welt"; der "Himmel auf Erden") und Figurenkonstellationen.
Form- und Gattungsmerkmale grenzen die Literatur von der realen (wahren) Welt genauso ab wie bestimmte Themen im Alltagsgespräch per se eine übertreibende Darstellung ermöglichen, ohne dass man im moralischen Sinne als Lügner dasteht (Anglerlatein, Jägerlatein).
Gegenüber den so genannten Lügengespinsten zeichnet sich die faustdicke Lüge durch eine gewisse Grobheit und einen eklatanten Widerspruch zwischen der augenscheinlichen Realität und dem behaupteten Wahrheitsanspruch einer Aussage aus und ist so gesehen wieder harmlos.
Die "faustdicke Lüge" ist seit dem 18. Jahrhundert schriftlich belegt Q
Quellenhinweis:
Francesco Antonio Zaccaria: Entscheidende Urkunden für die Gesellschaft Jesu wider ihre Verleumder; aus dem Italiänischen übersetzt. II Fortsetzung Achter und letzter Theil ..., Oberammergau 1763, S. 92✗
. Zu "faustdick" siehe auch "etwas faustdick auftragen" Francesco Antonio Zaccaria: Entscheidende Urkunden für die Gesellschaft Jesu wider ihre Verleumder; aus dem Italiänischen übersetzt. II Fortsetzung Achter und letzter Theil ..., Oberammergau 1763, S. 92✗
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