1. Eintrag:
etwas wie mit dem Nürnberger Trichter eingeben / eingießen
Bedeutung:
Beispiele:
- Die wissenschaftliche Lehre ist kein Nürnberger Trichter
- Träumen wir nicht alle immer noch vom Nürnberger Trichter, der uns Lernen ohne Mühe verheißt, uns alles eintrichtert, was wir hören?
- Denn eine eigene Meinung kann man weder kaufen, noch erhält man sie im Schlaf, so schön das auch wäre; sie lässt sich auch nicht mit dem Nürnberger Trichter einflößen, sondern man muss sie sich erkämpfen
- Vielfach herrscht die Ansicht vor, Methodenkompetenz werde durch diese Sonderveranstaltung gleichsam mit dem Nürnberger Trichter erworben. Sicherheit kann aber nur – neben dem Erlernen von Techniken – Anwendung, Übung und nicht zuletzt die Bereitschaft zum Selbstexperiment geben
Ergänzungen / Herkunft:
Allgemein verbreitet wurde die Redensart vom Nürnberger Trichter allerdings erst durch eine 1647 von dem Nürnberger Dichter Harsdörffer veröffentlichte Poetik mit dem Titel "Poetischer Trichter, die Teutsche Dicht- und Reimkunst, ohne Behuf der lateinischen Sprache in VI Stunden einzugießen". Damit sollte eine Neuorientierung gegenüber den Poetiken der Renaissancezeit erfolgen, die sich nur auf die lateinische Dichtung bezogen. Im Barock kommt es zur Erkenntnis, dass für die deutsche Sprache eine eigene Poetik zu schaffen sei, um eine der übrigen europäischen Literatur ebenbürtige deutschsprachige Literatur zu ermöglichen.
Die erste und maßgebende Poetik dieser Art ist das im Jahre 1624 von Martin Opitz veröffentlichte Buch von der "deutschen Poeterei". Diese Poetiken enthielten genaue Vorschriften über Wortwahl, Wortstellung, Redeschmuck und Metrik, die das Dichten zu einem lehr- und lernbaren Handwerk machen sollten. Das Bild des Trichters, der große Mengen durch enge Öffnungen bringt, bot sich hier als didaktisches Modell an. So verbindet man mit dieser Redensart die Vorstellung von einem Trichter, den man am Kopf ansetzt, und mit dessen Hilfe man dann mühelos alles Wissen hineingießen kann.
Heute wird der Ausdruck als Redensart eher selten verwendet, öfter dagegen im historischen Bezug oder in Eigennamen. So gibt es etwa die Karnevalsgesellschaft "Nürnberger Trichter", die jedes Jahr den "Goldenen Nürnberger Trichter" verleiht
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