1. Eintrag:
Possen reißen
Beispiele:
- Norbert Hofer ist kein Polterer. Keiner, der Possen reißend ganze Bierzelte bei Laune halten kann
- Früh hat er sich sein Zubrot als Conférencier verdient, in verschiedenen Sprachen auf Bühnen gesprochen, getanzt, Witze erzählt, Possen gerissen und als Allrounder durch die Festabende im Wallis geführt
- Gleichzeitig steht Berlusconi für eine politische Kultur, die Possen reißt, vulgär ist und eine unglaubliche Intoleranz befördert hat
Ergänzungen / Herkunft:
Auch das hier verwendete Verb "reißen" bedarf einer Erklärung. Es hat heute die Hauptbedeutung "gewaltsam trennen / ziehen" und daraus abgeleitete Bedeutungen. Früher wurde es jedoch noch in einem ganz anderen Sinn gebraucht, nämlich "zeichnen, schreiben" und ist damit auch mit dem englischen "to write" verwandt. Schon das althochdeutsche "rīʒan" bedeutete "einritzen, schreiben" und bezog sich ursprünglich auf das Einritzen von Runen in Holz, Steinen u. a. In Begriffen wie Grundriss, Aufriss, Reißbrett und umreißen ist diese alte Bedeutung noch erhalten.
Die Redewendung "Possen reißen" (Späße machen) ist schon im 16. Jahrhundert bei Autoren wie Luther und Fischart belegt und bezog sich wohl ursprünglich auf das zeichnerische Entwerfen possenhafter Gestalten Q (zur Herkunft von "reißen" siehe allerdings auch Grimm in "Zoten reißen"). Sie ist heute nur noch selten in Gebrauch Q
vergleiche https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpus=public&norm=date+class&smooth=spline&gen
res=0&grand=1&slice=10&prune=0&window=3&wbase=0&logavg
=0&logscale=0&xrange=1600:2018&q1="Possen reißen", abgerufen 29.11.2022✗
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