1. Eintrag:
Träume sind Schäume
Bedeutung:
Beispiele:
- "Träume sind Schäume!" Dieser Ausspruch will deutlich machen, dass die Traumwelt nicht den Charakter des Realen besitzt
- Keine Medaille zum Auftakt: Deutsche WM-Träume sind Schäume
- Träume sind Schäume, nächtliche Unterhaltung, mehr nicht
- Ein Sprichwort sagt: "Träume sind Schäume." Das mag oft stimmen, aber nicht immer. Die Josefsgeschichten des Alten und des Neuen Testamentes sprechen beide von Träumen, die Erfüllung fanden
- Ein neuer Tag! Er ist froh, dass die Nacht vorüber ist, denn er hatte wirre Träume. Er reibt sich die Augen und schiebt den Traum, ein Schäfer zu sein, beiseite. Absurd! Träume sind Schäume!
- In der Traumarbeit geht es ja gerade darum, eine Übersetzungsarbeit zu leisten, die Botschaft aus den Tiefen der Seele ins Bewusstsein zu heben. Dabei wird deutlich, dass das oberflächliche Sprichwort "Träume sind Schäume" nicht stimmt. Erforderlich ist freilich, dass man sich auf das Traumgeschehen einlässt, wie man sich auf ein fremdartiges Schauspiel konzentriert
- Träume sind Schäume. Wie in Berlin Themen Karriere machen und dann wie Luftblasen an der rauen Wirklichkeit zerplatzen
- Wünsche sind Träume und Träume sind Schäume. Also vergiss das mit den Wünschen, ich verzichte lieber auf einen Wunsch, als dass ich ihn mir nie erfüllen kann
- Träume sind Schäume - doch wer nicht mehr träumen kann, dessen Leben ist eintönig und grau
Ergänzungen / Herkunft:
Ersteres bezieht sich auf die Frage, was die Träume mit der Wirklichkeit zu tun haben (Traumdeutung) und ob in ihnen gar eine Vorsehung steckt. Das Sprichwort versucht hier, den Abergläubischen zu beruhigen.
Im zweiten Fall wird das Sprichwort gebraucht, um jemanden mit unrealistischen Hoffnungen auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Den alten Widerstreit zwischen Pragmatismus und Idealismus brachte der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt 1980 auf die provokante Formel: "Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen".
Doch auch Skepsis ist angebracht. Denn Träume spiegeln zwar nicht die Wirklichkeit wider, verarbeiten aber persönliche Erlebnisse und innere Zustände und sind daher nicht bedeutungslos. Und nur wer Wunschträume hat, besitzt auch die Kraft, diese auch zu verwirklichen. Selbst Schmidt relativierte später seinen inzwischen berühmt gewordenen Satz mit der Aussage, das sei "eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage" Q gewesen.
Dass beide Sphären miteinander vermischt werden können, zeigt sich auch in einer alten Volkssage, von der die Brüder Grimm berichten: So habe einem geträumt, dass er nach Regensburg gehen solle auf eine Brücke, und dort sollte er reich werden. Das tat er auch, er ging auf die Brücke und wartete. Da kam ein reicher Kaufmann und fragte ihn, was er die ganze Zeit auf der Brücke machen würde. "Dieser antwortete: 'Es hat mir getraumt, ich soll gen Regensburg auf die Brücke gehen, da würde ich reich werden.' – 'Ach', sagte der Kaufmann, 'was redest du von Träumen, Träume sind Schäume und Lügen; mir hat auch getraumt, daß unter jenem großen Baume (und zeigte ihm den Baum) ein großer Kessel mit Geld begraben sei, aber ich acht sein nicht, denn Träume sind Schäume.' Da ging der andere hin, grub unter dem Baum ein, fand einen großen Schatz, der ihn reich machte, und sein Traum wurde ihm bestätigt" Q
212. Traum vom Schatz auf der Brücke, in: Jakob und Wilhelm Grimm: Deutsche Sagen, Erster Band, 1816✗
Zu "Schaum" siehe auch "Schaum schlagen"
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