1. Eintrag:
etwas auf die lange Bank schieben


6Häufigkeit:
1 = sehr selten
...
7 = sehr häufig
8 = regional begrenzt 9 = veraltet
✗Bedeutung:
eine (unangenehme) Aufgabe unnötig aufschieben; eine Sache
verzögern SSynonyme für:
verzögern(neuer Tab)✗ ;
Wichtiges hinausschiebenBeispiele:
- Atomausstieg auf die lange Bank geschoben?
- Warum Wünsche auf die lange Bank schieben?
- Minister schiebt Lösung der existenziellen Probleme der Psychotherapeuten auf die lange Bank
- Trennung von Netz und Betrieb bei der Bahn darf nicht auf die lange Bank geschoben werden
- Auch die Initiatoren werfen dem Bundesrat und Parlament vor, Volksinitiativen auf die lange Bank zu schieben
Ergänzungen / Herkunft:
Die Redensart wurzelt im alten Rechtswesen und verweist in die Zeit nach der Einführung des römischen Rechts. Die alte deutsche Gerichtsbarkeit kannte kein Aktenwesen, das sich redensartlich niedergeschlagen hätte. Seit dem 15. Jahrhundert jedoch begegnen wir der Wendung "etwas auf die lange Truhe legen", die auf eine schwerfällige Gerichtspraxis mit differenzierter Aktenbehandlung verweist. Die Truhe war der Vorläufer der heutigen Aktenschränke und konnte natürlich im gleichen Maß wie diese zum Aktenfriedhof werden. Insbesondere Prozesse vor dem Reichskammergericht hatten eine geradezu sprichwörtliche Länge, die mehrere Jahrzehnte umfassen konnte. Im Jahr 1499 mahnte Bischof Johann III. an diesem Gericht an, dass er befürchte, dass seine Sache "alsdann gantz uff die lange Bahn gesetzet würde". Offenbar trat im Sprachgebrauch später eine Vermischung von Bahn (Weg durch die Instanzen) und Bank ein, weil man sich die Richter- und Schöffenbänke besser bildlich vorstellen konnte. Seit dem 17. Jahrhundert schließlich hat die Redensart sich in ihrer heutigen Form endgültig gegenüber den älteren Varianten durchgesetzt