1. Eintrag:
an etwas zu kauen haben
Bedeutung:
Beispiele:
- Seit der Operation hört sie sehr schlecht und sie hatte auch wirklich lange dran zu kauen, bis es ihr wieder richtig gut ging
- Ich hab schon bitter dran zu kauen, dass die FDP den langfristigen Komplettumstieg auf regenerative Energiequellen im Programm stehen hat
- Das Buch war unser Schulbuch und manchmal hatten wir schwer dran zu kauen, weil einige Dinge zu kompliziert erklärt wurden
- PC-Branche hat schwer zu kauen
- Schließlich haben Drittklässler ohnehin daran zu kauen, nach zwei Jahren plötzlich einer neuen Lehrkraft gegenüber zu sitzen
- Daran werden Gesundheitspolitiker lange zu kauen haben: Das fast 500 Seiten starke Gutachten der Gesundheitsweisen verlangt nicht nur Sitzfleisch beim Lesen
Ergänzungen / Herkunft:
Entsprechende Belegstellen, die auf diese Metaphorik zurückgreifen, sind mindestens seit dem 16. Jahrhundert reichlich belegt Q. Röhrich sieht einen Bezug zum frühmittelalterlichen Gottesurteil, bei dem ein des Diebstahls Bezichtigter ein trockenes Stück Brot oder Käse zu essen bekam: Wenn er den Bissen mühelos schlucken konnte, galt er als unschuldig Q.
Ein schönes Beispiel finden wir 1616 bei Gabriel Güttner, der in seiner Predigt die Redensart nutzt, um eine Verbindung zwischen Völlerei und dem Sündenfall herzustellen: "denn weil sich vnsere erste Großeltern auch sehr vnmessig gehalten / nach dem verbotenen Baum gegriffen / vnd desselben Früchte gegessen / so hat sich daraus freylich auch dieser grosse vnraht entsponnen / daß nicht allein sie / sondern wir allesampt noch heutiges tages von der Erbsünde durchkrochen seyn / daß wir gnung daran zu kewen haben" Q
Gabriel Güttner: Trias Primitiarum Das ist: Drey Chrisliche Predigten, Leipzig 1616, S. 106✗
Und Goehte verwendete die Redensart nicht nur in Faust I, sondern auch in diesem kurzen Gedicht: "Die Welt ist nicht aus Brei und Mus geschaffen, / Deswegen haltet euch nicht wie Schlaraffen; / Harte Bissen gibt es zu kauen: / Wir müssen erwürgen oder sie verdauen" Q
Spruchweisheit; in: Johann Wolfgang von Goethe: Gedichte - Kapitel 331 (https://www.projekt-gutenberg.org/goethe/gedichte/chap506.html)✗
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