1. Eintrag:
den Löffel abgeben
Beispiele:
- Ey, sag mir, wo bleibt da - im Ernst - der Spaß? Nur Schaffen und Raffen und Husten und Hast und danach den Löffel abgegeben... Was für ein Leben!?
- Dinge, die ich tun möchte, bevor ich den Löffel abgebe: ...
- Da sein leiblicher Vater, wie meiner auch, den Löffel abgegeben hatte, suchte sich seine Mutter immer wieder neue Lebensgefährten
- Als ihr Mann überraschend den Löffel abgibt, bleiben Elli nur ein überschuldeter Hof und viel Arbeit
Ergänzungen / Herkunft:
1. In früherer Zeit trug die Hausherrin die Suppenkelle als Statussymbol am Gürtel. Nach ihrem Tod wurde sie an ihre Nachfolgerin weitergegeben
2. Im Schwarzwald gab es unter Bauern früher eine Tradition, nach der jeder seinen eigenen Löffel zum Essen hatte, den nur er benutzte. Wenn er starb, wurde der Löffel nicht weitergegeben, sondern an die Wand des Bauernhauses gehängt
3. Der Spruch geht zurück auf den Zisterzienserorden. Die Mönche trugen ihr Besteck (hier: den Löffel) an der Kordel ihrer Kutte bei sich. Wenn der Mönch verstarb, wurde ihm der Löffel abgenommen
4. Soll in früherer Zeit für den Knecht gegolten haben. Wenn dieser weiterzog oder verstarb, musste er den Löffel abgeben, damit ihn der nächste bekommen konnte
5. In der bäuerlichen Gemeinschaft des Mittelalters erhielt vom Kleinkindalter an jedermann einen eigenen Holzlöffel, den er bis zu seinem Lebensende stets bei sich trug - i. d. R. an einem Band um den Hals. Wenn also jemand seinen Löffel abgegeben hatte, war er verstorben, da er der Nahrungsaufnahme und des dazu erforderlichen Löffels nicht mehr bedurfte
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