1. Eintrag:
der deutsche Michel

Ü
Für diesen Eintrag ein Synonym, Antonym oder eine Übersetzung eintragen
(Mitglieder, neuer Tab)
Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder.
Jetzt anmelden ("Gast" oben rechts oder auf Anmeldeseite) und weitere Vorteile nutzen!✗
(Mitglieder, neuer Tab)
Nur möglich nur für angemeldete Mitglieder.
Jetzt anmelden ("Gast" oben rechts oder auf Anmeldeseite) und weitere Vorteile nutzen!✗
Bedeutung:
der deutsche Spießbürger / Durchschnittsmensch
Ergänzungen:
Als Karikatur gebrauchte Verkörperung des Deutschen: fleißig, gutmütig, naiv, gemütlich, bieder, schwerfällig, engstirnig und tölpelhaft. Der Erzengel Michael (hebräisch: wer ist wie Gott?) wird in der Offenbarung des Johannes als Drachen- und Satanstöter dargestellt. Der Vorname Michael (Michel) wurde nach der Christianisierung in Deutschland so beliebt, dass er (wie Hinz, Hans und Matthias) zu einer Gattungsbezeichnung wurde. Darauf weisen noch heute Wendungen wie dummer Michel, Quatschmichel usw. hin. Auch als Schutz- und Kirchenpatron (Hamburger Michel) war der heilige Michael in Deutschland so beliebt, dass er häufig als Schutzpatron ganz Deutschlands aufgefasst wurde. Der früheste Beleg für "deutscher Michel" findet sich in Sebastian Francks Sprichwörtersammlung aus dem Jahre 1541. Er gilt als grob und dumm, im 17. Jahrhundert aber gelegentlich als Bewahrer der deutschen Sprache vor dem Kauderwelsch der Fremdsprachen. Aus derartigen Vorlagen hat Grimmelshausen seinen "Simplicissimus Teutsch" (1669) erschaffen, den Roman des Lebens in Deutschland während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648), in welchem der Titelheld (Simplicius Simplicissimus) eine sinnbildliche Gestalt deutschen Schicksals ist. In der Restaurationszeit des Biedermeier wird der deutsche Michel zur politischen Spottfigur. Er trägt nun in der Karikatur meist eine Zipfel- oder "Schlafmütze" und hat einen unbändigen Hang nach Sauerkraut und Würsten. Auch spätere gelegentliche Aufwertungen unter Bismarck oder während des Ersten Weltkriegs ändern nichts am schlechten Ruf des obrigkeitshörigen und beschränkten Sinnbilds des typischen Deutschen. Eine kurze positive Blütezeit erlebt der Michel in den 1960er Jahren im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft, die als Vermählung zwischen Michael und (der französischen Symbolfigur) Marianne symbolisiert wird. Das weibliche Gegenstück zum Michel ist übrigens "Lieschen Müller"
> |