1. Eintrag:
die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut; die rechte Hand weiß nicht, was die linke tut
Bedeutung:
innerhalb einer Organisation findet kein ausreichender Informationsaustausch statt
(neuer Tab)✗
Beispiele:
- Aus der doch so soliden Aufbauorganisation wird sehr schnell eine Misstrauensorganisation: Die linke Hand weiß nicht, was die rechte tut, Informationen werden zurückgehalten, Kooperationen gibt es nur per Chef-Anweisung
- Die linke Hand weiß nicht, was die rechte macht! Jeder sagt was anderes und jeder behauptet, seine Aussage sei die einzig wahre!
Ergänzungen / Herkunft:
Sie ist von der Bibel beeinflusst, in der das Sinnbild von der linken Hand, die nicht weiß, was die rechte tut, bereits auftaucht - allerdings in einer anderen Bedeutung, nämlich als Aufforderung: "Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut, auf daß dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten öffentlich" Q. Damit ist gemeint, dass man Almosen schnell und ohne Hintergedanken (eine Aussicht auf einen Vorteil etwa) geben sollte. Erste redensartliche Verwendungen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts haben noch einen entsprechenden Bezug zu Spenden und Wohltätigkeiten Q
vgl. z. B. Tagespost. Morgenblatt, Graz, Nr. 30, 07.02.1875, S. 1, Sp. 1, oder L. von Wurstemberger: Die Gewissensfreiheit in den Ostsee-Provinzen Russlands, 1872, S. 207✗
In seiner heutigen Bedeutung wurde die Redensart im 20. Jahrhundert geläufig. Den frühesten schriftlichen Beleg finden wir im "Vorwärts" aus dem Jahr 1910: "Denn nicht 'jede Zeitung' betreibt so 'schematische Propaganda' wie das Bündlerblatt, das seine geschäftliche Linke nicht wissen läßt, was seine redaktionelle Rechte tut. Anständige Blätter, die etwas auf sich halten, machen nicht im Annoncenteil und durch Beilagen Reklame für Verlagsartikel, die sie im redaktionellen Teil herunterreißen" Q
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