1. Eintrag:
ein Schibboleth sein


2Häufigkeit:
1 = sehr selten
...
7 = sehr häufig
8 = regional begrenzt 9 = veraltet
✗Bedeutung:
ein Erkennungszeichen / typisches Merkmal sein; eine sprachliche Besonderheit sein
Beispiele:
- Ungeachtet aller Gemeinsamkeiten existiert aber ein unzuschüttbarer Graben zwischen beiden Unternehmungen, und sein Schibboleth ist der Name Heidegger
- Sehr gut, dass der Autor KosovA schreibt. Es ist sein Schibboleth
- Doch so frei ist die Sprache nicht, denn seit jeher trägt jedes Wort eine geheime Botschaft, ist ein Schibboleth
- Die Nationalität der Bürger wurde durch ein Schibboleth überprüft
- Es gilt in Wien als ein Schibboleth, das den Sprecher als Zugehörigen der Arbeiterklasse, schlimmstenfalls als Proleten ausweist
Ergänzungen / Herkunft:
gehoben; Das hebräische Wort Schibboleth (Fluss) ist aus dem Alten Testament ins Deutsche gekommen. In Richter 12,5-6 wird berichtet, wie die Gileaditer eine Furt des Jordan einnahmen und bewachten. Jeder, der die Furt benutzen wollte, musste das Wort "Schibboleth" aussprechen. Wenn einer das Wort falsch als "Sibboleth" aussprach, verriet er sich durch seinen Dialekt als Ephraimit und wurde von den Wachen erschlagen. Diese Form der Überprüfung der Identität über die Aussprache ist auch bei der so genannten "Sizilianischen Vesper" am 30. März des Jahres 1282 angewandt worden, einem Volksaufstand in Palermo gegen die franz. Besatzung. Die Franzosen wurden dabei von den Sizilianern einzeln angehalten und mussten das Wort ciceri (ital. Aussprache: "tschitscheri") aussprechen. Da die Franzosen den -tsch-Laut nicht kennen, sagten sie "siseri" oder "schischeri" und mussten diesen Aussprachefehler mit dem Leben bezahlen. Das Wort "Schibboleth" ist übrigens besonders durch den Gebrauch bei Herder und Goethe bekannt und durchgesetzt worden. In der "Campagne in Frankreich" schreibt Goethe: "Weiß- und Schwarzbrot ist eigentlich das Schibboleth, das Feldgeschrei zwischen Deutschen und Franzosen"