1. Eintrag:
jemandem / etwas die Unschuld rauben / nehmen
Bedeutung:
2. schuldig werden; etwas mit einem Makel versehen; einer Sache die Unbescholtenheit nehmen
Beispiele:
1.- Sie haben meiner Tochter die Unschuld geraubt!
- Seine Frau weiß von den Affären, doch eine gute Ehefrau hält sich zurück. So kann er es sich leisten, sich zu verlieben. Ausgerechnet in die Frau, der er vor ewiger Zeit die Unschuld raubte
- (Witz:) "Junger Mann, Sie haben meiner Tochter die Unschuld geraubt - was haben sie dazu zu sagen?" - "Ich werde es bestimmt nicht wieder tun!"
- Die ideologische Naivität der französischen Linken ist dahin, Michel Cicurel, Professor an der Pariser Hochschule für politische Wissenschaften: "Die Reise an die Macht hat ihr die Unschuld geraubt, und sie wird auf diesem Gebiet nie mehr jungfräulich sein"
- Der Völkermord der Nazis an den Juden hat vielen Bildern und Zeichen die historische Unschuld geraubt
- Ist es richtig, sie gerahmt zu präsentieren? Sind sie nicht fremd im Museum? Wird ihnen nicht gar die Unschuld geraubt?
Ergänzungen / Herkunft:
Insofern ist die ursprüngliche Bedeutung der Redensart "die Unschuld rauben" heute vollständig in den Hintergrund gedrängt, eben weil mit dem Verlust der Jungfäulichkeit keine Schuld verbunden ist. Sie wird in Bedeutung 1 eher ironisierend oder als altertümelnde Anspielung verwendet.
Bedeutung 2 ist der wörtliche, nicht-idiomatische Gebrauch und somit eigentlich keine Redewendung. Sie wird hier nur aufgeführt, weil sie manchmal auf Bedeutung 1 Bezug nimmt (1. Beispiel).
Die Redensart ist in beiden Bedeutungen seit dem 18. Jahrhundert schriftlich belegt.
Siehe auch "eine Unschuld vom Lande"
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