1. Eintrag:
ein Schlitzohr
Bedeutung:
Beispiele:
- Er ist ein Schlitzohr, ein Mensch, der nur seinen eigenen Vorteil sucht
- Wir nennen sie allerdings nicht Verbrecher, sondern augenzwinkernd "Schlitzohr", das ist nicht so frontal
- Er ist ein Schlitzohr von Unternehmer, der sich mit - der Steuer vorenthaltenem - Geld ein kulturelles Stifter-Image anschminkt
- Dafür bräuchte er jedoch meine Nummer, damit er mich anrufen kann, wann es bei ihm klappt. So ein Schlitzohr, denke ich lächelnd. Dennoch gebe ich sie ihm, auch weil ich mich darauf freue, einen so attraktiven Reiseleiter zu bekommen
- Sonja war nicht nur ein Schlitzohr, sie galt als eine tüchtige Managerin und wird alles herausschlagen, was für sie möglich ist, mehr, als ihr nach Gesetz zustehen würde
- Du hast es von Anfang an gewusst. Du bist ein fieses, hinterhältiges Schlitzohr!
Ergänzungen / Herkunft:
Kommt ursprünglich aus dem mittelalterlichen Zunftwesen der Zimmerleute, die auf Wanderschaft waren. Hatte ein Zimmermannsgeselle grob gegen Regeln verstoßen oder ist sogar straffällig geworden, so wurde ihm der Ohrring ausgerissen. Somit waren weitere Arbeitgeber oder Meister gewarnt. Der Ohrring, den neben den Zimmerleuten auch andere Handwerksgesellen, Seeleute und Fischer trugen, war oft der einzig angesparte Reichtum für Notzeiten oder um die eigene Beerdigung zu bezahlen.
Als weitere Deutung werden auch allgemeine mittelalterliche Verstümmelungsstrafen für Betrüger genannt. Pfeifer und Kluge Q weisen allerdings darauf hin, dass das Abschneiden der Ohren als Strafe für Betrüger zwar praktiziert wurde, aber mildere Strafen wie das Einschlitzen der Ohren nicht bekannt seien und daher nicht als Ursprung für "Schlitzohr" taugen. Pfeifer bringt daher auch noch eine andere Deutung ins Spiel: So könnte es auch ein bildlicher Ausdruck sein für einen "gerissenen, teufelsähnlich mit gespaltenen Bocksfüßen und gespaltenen Ohren vorgestellten Gauner".
Als umgangssprachliche Bezeichnung für listige oder betrügerische Personen ist das Schlitzohr erst seit dem 19. Jahrhundert in Gebrauch Q
Christoph Gutknecht: Lauter blühender Unsinn, München 2001, S. 99; Pfeifer [


Siehe auch "ganz Ohr sein"
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