1. Eintrag:
ein Teufelsbraten
Bedeutung:
Beispiele:
1.- Er hat es für nötig befunden – ich sage für nötig befunden, und das gibt zuletzt über sein gutes Gewissen zu denken –, sich einen Verteidiger aus Berlin zu verschreiben, den Doktor Breslauer, einen rechten Teufelsbraten, einen geriebenen Redner, einen raffinierten Rechtsvirtuosen, dem der Ruhm vorangeht, soundso vielen betrügerischen Bankerottiers am Zuchthause vorbeigeholfen zu haben (Thomas Mann: Buddenbrooks, 1905)
- Ich kannte auch mal so 'ne Lady, Waco. Ein richtiger Teufelsbraten. Sie konnte reiten wie Pecos Bill und schießen wie King 'Colt' Fisher
- In seiner Jugend war er ein ziemlicher Teufelsbraten und wechselte in Paris von einer Schule zur nächsten, bis es seinem Vater – der insgesamt zweimal französischer Premier sein sollte – endgültig reichte und er den fünfzehnjährigen Michel zu einem Tutor nach Zürich schickte
- In meiner Kindheit war ich ein wilder kleiner Teufelsbraten, und meine Eltern nannten mich so
- Wo nehme ich nur die Kraft für diesen kleinen, trotzigen, zahnputzunwilligen Teufelsbraten her?
Ergänzungen / Herkunft:
Die aus christlichen Vorstellungen stammende Erzählung, der Teufel hole die Sünder in seine Teufelsküche, um sie zu braten, sollte den Menschen Angst einflößen und so von sündhaftem Verhalten - wozu z. B. auch außerhelicher Sex gehörte - abhalten. Der barocke Prediger Abraham a Sancta Clara (1644-1709) z. B. berichtet von drei Saufbrüdern, die "so wol grosse Trincker/ als grosse Stincker/ verstehe vnzüchtige Böck/ vnd gaile Misifincken" waren. "Ein jeder hatte sein Concubin ... / mit welchen sie ohne Gewissen/ ohne Forcht/ ohne Scheu/ ohne Ehr ein solchen üblen Wandel führeten". Nachdem sich einer von ihnen beim Teufel für ihren Lebenswandel bedankt hat, erscheint als Strafe Gottes in der Nacht der Teufel selbst in Jägergestalt mit zwei Küchenjungen, die den Gesellen aus dem Bett reißen, auf einen Spieß stecken und braten Q. Ein Teufelsbraten (seit dem 17. Jahrhundert Q
Wahrhafftige Erzehlung Von Hinrichtung deß Berühmbten Mordbrenners de la Brosse, 1677, S. 10✗
Joachim Heinrich Campe: Wörterbuch der deutschen Sprache, 4. Teil S und T, Braunschweig 1810, S. 797✗
Im Zuge von Aufklärung und Säkularisierung sind diese Aspekte stark in den Hintergrund gerückt. So hat sich auch der Ausdruck "Teufelsbraten" als Schimpfwort für einen boshaften Menschen Q zunehmend abgeschwächt und kann heute auch als nur halb ernst gemeinte Schelte oder gar als augenzwinkerndes Lob aufgefasst werden. Die Bedeutung "Mensch mit außergewöhnlichen Fähigkeiten" bezieht sich auf die Raffinesse und Schläue, mit der Gauner oft vorgehen, könnte aber auch von der Vorstellung geprägt sein, dass sie diese Fähigkeiten vom Teufel erhalten haben (Teufelspakt).
Heute mit am häufigsten ist der Bezug auf Kinder, die viel Unsinn anstellen (z. B. bei Tucholsky 1931 Q). So lesen wir schon 1845 folgende Klage eines Vaters über seine Kinder: "Oft schlagen und raufen sie sich mit einander. Sage ich, daß mir eins dieß oder jenes herbei holen soll, so antwortet es gemeiniglich, ich mag nicht ... Wahre Teufelsbraten sind es" Q
Christian Gotthilf Salzmann: Conrad Kiefer, oder Anweisung zu einer vernünftigen Erziehung der Kinder, Stuttgart 1845, S. 80✗
Siehe auch "ein Satansbraten"; zu "Teufel" siehe auch "es ist der Teufel los", "Wenn man vom Teufel spricht", "etwas fürchten / scheuen / meiden wie der Teufel das Weihwasser"
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