1. Eintrag:
ein Kind seiner / ihrer / der Zeit
Bedeutung:
Beispiele:
- Ein jeder ist ein Kind der Zeit
- Man ist eben ein Kind der Zeit, in der man groß geworden ist
- (Autos:) Die S-Klasse der 70er-Jahre war stilistisch ein Kind ihrer Zeit und als 450 SEL 6.9 ein Überflieger
- Mit seiner Italien- und Griechenlandliebe war Ludwig ein Kind seiner Zeit: Der Klassizismus mit seinen Rückbezügen auf die Antike dominierte Kunst, Architektur und Geistesleben des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts
- Hannelore ist zunächst einmal ein Kind der Zeit des Nationalsozialismus. Der Vater ist Parteigenosse, arbeitet in einem NS-Musterbetrieb und dreht an den Rädern des Zweiten Weltkrieges mit
- Dass Kant selbst nicht nur ein Universalist, sondern auch ein Kind seiner Zeit war und manche rassistische, frauenfeindliche und antisemitische Bemerkungen machte, ist unbestreitbar. So sah er etwa die Menschheit "in ihrer größten Vollkommenheit in der Race der Weißen". Dagegen hätten die "gelben Indianer schon ein geringeres Talent. Die Neger sind weit tiefer, und am tiefsten steht ein Theil der amerikanischen Völkerschaften"
Ergänzungen / Herkunft:
Daneben wird aber auch das Ausgeliefertsein (siehe auch "ein Kind des Todes sein") oder die Arglosigkeit (Kind Gottes!) hervorgehoben. Die Verwandtschaftsmetapher gilt aber auch für die lokale Herkunft eines Menschen im Sinne seiner Vaterstadt (Münchner Kindl) oder seines Vaterlandes, wobei der ältere Begriff der Landeskinder heute ungebräuchlich geworden ist, weil er ein patriarchalisches Obrigkeitsverhältnis widerspiegelt, das dem sogenannten mündigen Bürger von heute suspekt ist.
Zu "Zeit" siehe auch "von Zeit zu Zeit", "für Zeit und Ewigkeit", "die Zeit arbeitet für jemanden"
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