1. Eintrag:
einen Mohren weiß waschen wollen
Beispiele:
- Der Peters hat Privatklage gegen unseren früheren verantwortlichen Redakteur Hermann Müller angestrengt. Peters fühlt sich durch einige im Bericht über den Münchener Petersprozeß enthaltene Wendungen beleidigt. Die Leipziger Richter sollen nun den Mohr weiß waschen (Vorwärts, 13.08.1907, Nr. 187, S. 3, Sp. 3)
- So wenig sich der Mohr weiß waschen läßt, ebenso wenig läßt sich die, durch von der Moral verwerfliche Handlungen, geschädigte Ehre mit Vertrauensadressen wieder herstellen (Oesterreichisch-Ungarische Post, Nr. 14, 07.04.1875, S. 81, Sp. 2)
Ergänzungen / Herkunft:
Seit Ende des 20. Jahrhunderts wird "Neger" als beleidigend und rassistisch empfunden und ist mittlerweile durch "Schwarzer" ersetzt worden, der damit ein gleichartiges Äquivalent zum Begriff "Weißer" bildet.
Unabhängig davon ist das Bild von der Unabänderlichkeit der Hautfarbe schon sehr alt. Im Alten Testament findet sich der Vers: "Kann denn ein Mohr seine Haut wandeln oder ein Leopard seine Flecken?" Q. Auch in der römischen Antike war die Redensart "einen Äthiopier waschen" mit der gleichen Bedeutung wie die heutige Wendung bekannt, gelegentlich auch in der Variante: Aethiops non albescit (ein Mohr wird nicht weiß).
Insbesondere vom 17. bis Anfang des 20. Jahrhunderts war die Redensart eine häufig verwendete Metapher, die im Übrigen damals mit Rassismus wenig zu tun hatte (der erst in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts seine gesellschaftliche "Funktion" übernahm; siehe hierzu auch "ein Bimbo"). Die von Karl Marx herausgegebene "Neue Rheinische Zeitung" z. B. zitiert 1849 einen Aufruf der "Fraternal Demokrats" (die verbrüderten Demokraten) an die arbeitende Klasse Großbritanniens: "Das Volk vergaß nach Beendigung des Kampfes ihre Verbrechen und beging den Fehler, denen sein Vertrauen zu bewilligen, die es so lang in Fesseln gehalten. O unheilvoller Irrthum! Vernünftiger wäre es noch, an die Menschlichkeit eines Tigers als an die Freisinnigkeit eines besiegten Gewaltherrschers zu glauben. Eher wär's dem Leoparden möglich, seine Wildheit abzulegen und dem Mohren, seine Haut weiß zu waschen, als den Mördern der Nationen, die Wege der Gerechtigkeit, Humanität und Wahrheit lieb zu gewinnen" Q
Neue Rheinische Zeitung, Nr. 195, Köln, 14. Januar 1849, Zweite Ausgabe, S. 2, Sp. 2✗
Siehe auch "etwas in den Wind schreiben"; zu "Mohr" siehe auch "Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen "
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