1. Eintrag:
gegen den Strich lesen
Bedeutung:
Beispiele:
- Jobsucher stellen sich beim Thema Stellenanzeigen oft nur die eine Frage: "Bin ich geeignet?" Bewerber sollten Anzeigen jedoch auch gegen den Strich lesen und prüfen, ob der Arbeitgeber zu ihnen passt
- Kein Zweifel, für den ein oder anderen kann Literatur zur Lebens- und Überlebenshilfe werden und Ermunterung zum Durchhalten bedeuten. Das war und ist häufig in Diktaturen der Fall. Hier muss man Literatur durchweg gegen den Strich lesen, wie etwa während der Jahre im Naziregime, während der DDR-Zeit und in anderen Epochen der Unterdrückung
- Das "Gegen-den-Strich-Lesen" hilft dem Historiker, nicht die Oberflächennarrative der Quellen zu wiederholen
- Gegen den Strich gelesen steckt in den brutalen Rezepten jedoch eine besonders provozierende Anklage der Verhältnisse, die zu solchen Verhaltensweisen zwingen
- Besonders kritische Stimmen, z. B. in der amerikanischen, feministischen Literaturwissenschaft, steigern die Skepsis gegen Texte, wenn sie das "Gegen-den-Strich-Lesen" propagieren, um die von einem Text angebotene Bedeutungstendenz zu unterlaufen, indem sie z. B. ironisiert oder ins Gegenteil verkehrt wird
- Oft werden alte Texte mit Bedeutung aufgeladen, wenn sie von adaptierenden Künstlern inhaltlich und/oder formal aufgegriffen und weitergeführt, gegen den Strich gelesen, parodiert oder auch ganz ernsthaft hinterfragt und in neue zeitgeschichtliche und literatur-historische Kontexte oder in veränderte politisch-philosophische Zusammenhänge gestellt werden
Ergänzungen / Herkunft:
Den ersten schriftlichen Beleg finden finden wir 1852 bei Rudolf Töpffer: "... und Herr Prévère wird das Hebräische mit ihm anfangen, wo sie wider den Strich lesen" Q
> |