1. Eintrag:
etwas glänzt wie ein Judenei
Bedeutung:
Beispiele:
- Die Kiste glänzt ja wie ein Judenei, Mensch, hat aber einer poliert, was?
- Hatte Paulchen die Schuhe besonders blank geputzt, lobte sie: "Das glänzt ja wie ein Judenei im Mondschein"
- Die Worte "Jude" oder "Judenbengel" galten als Schimpfworte, und selbst Vorgesetzte brachten mitunter mit dem Satz "Das glänzt ja wie ein Judenei"
- Und dann gibt es z. B. noch "glänzt wie ein Judenei", oft mit dem erklärenden Zusatz "Na ja, das sagt man halt so"
Ergänzungen / Herkunft:
Die Redewendung war Ausdruck einer antisemitischen Grundhaltung. Eine Deutung zur Herkunft geht von der Vorstellung aus, dass jüdische Händler ihre Ware vorher polierten, damit sie für den Käufer attraktiver erschienen, als sie waren. Insofern galt das Judenei als etwas Minderwertiges, das künstlich aufpoliert wurde. Es gibt aber auch andere Erklärungsversuche Q. So schreibt Parisius für die Variante "glatt wie ein Judenei: "... wohl in Anspielung auf die Eichel des männliches Gliedes, die nach der Beschneidung nicht mehr von der Vorhaut bedeckt ist" Q
Ludolf Parisius: Mittelmärkisches Plattdeutsch im Grenzsaum zum Nordmärkischen aus Lunow an der Oder, BoD – Books on Demand, 29.09.2005, S. 72 (https://books.google.de/books?id=MROeAwAAQBAJ&pg=PA68&dq=Judenei, abgerufen 12.06.2023)✗
Seit dem Massenmord an Juden während der Zeit des Nationalsozialismus sind auf Juden bezogene Redewendungen nicht mehr gebräuchlich. Aber auch vorher schon war diese Redewendung nur selten Q
https://www.dwds.de/r/plot/?view=1&corpus=public&norm=date+class&smooth=spline&gen
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=0&logscale=0&xrange=1600:2018&q1=Judenei, abgerufen 12.06.2023✗
Nachweisen lässt sich "Judenei" seit dem angehenden 20. Jahrhundert als Metapher für Negatives. Möglicherweise hat auch die alte Bedeutung "Judenrevier" eine Rolle gespielt Q
Wörterbuch der elsässischen Mundarten, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, (https://woerterbuchnetz.de/?sigle=ElsWB&lemid=J00058), abgerufen am 12.06.2023.✗
J .F. Lehman: Deutschlands Erneuerung, Band 4, 1920, S. 455 (https://books.google.de/books?id=PJovAAAAMAAJ&q=Judenei, abgerufen 12.06.2023)✗
Ekkehard Franke-Griksch (Hrsg.): So wurde Hitler finanziert, 1983 by Verlag Diagnosen, Leonberg, S. 137 (https://archive.org/details/elite-erster-weltkrieg/so_wurde_hitler_finanziert/page/n1/mode/2up?q=Judenei, abgerufen 12.06.2023); Waldemar Glaser: Ein Trupp SA: ein Stück Zeitgeschichte, R. Voigtländer, 1933, S. 185 (https://books.google.de/books?id=2LZEAAAAIAAJ&pg=PA185&dq=Judenei, abgerufen 12.06.2023)✗
Nachträge zum Rheinischen Wörterbuch, digitalisierte Fassung im Wörterbuchnetz des Trier Center for Digital Humanities, Version 01/23, (https://woerterbuchnetz.de/?sigle=RhWBN&lemid=J00076), abgerufen am 12.06.2023✗
Die Redewendung "glänzen wie ein Judenei" soll in der Soldatensprache der NVA verbreitet gewesen sein Q
Rüdiger Wenzke: Ulbrichts Soldaten: Die Nationale Volksarmee 1956 bis 1971, Ch. Links Verlag, 16.01.2013, S. 367 (https://books.google.de/books?id=bpSSAgAAQBAJ&pg=PA367&dq=Judenei, abgerufen 12.06.2023); Klaus-Peter Möller: Der wahre E: ein Wörterbuch der DDR-Soldatensprache, Lukas Verlag, 2000, S. 119 (https://books.google.de/books?id=2pVArWDoHEAC&pg=PA119&dq=Judenei, abgerufen 12.06.2023), Michael Berger, Gideon Römer-Hillebrecht: Juden und Militär in Deutschland: zwischen Integration, Assimilation, Ausgrenzung und Vernichtung, Nomos 2009, S. 192, (https://books.google.de/books?id=VXAwAQAAIAAJ&q=Judenei&dq=Judenei)✗
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