1. Eintrag:
etwas im Auge haben
Bedeutung:
Beispiele:
- Ich bin momentan auf der Suche nach einer guten Gitarre und hatte da schon eine bestimmte im Auge
- "Welche Politik hatten Sie im Auge?" - "Ich war Vizevorsitzender der SPD, wir hatten uns nach dem Mauerfall sehr schnell zur deutschen Einheit bekannt"
- Die Ming-Kaiser hatten dabei im Auge, das Mächtegleichgewicht in den tibetischen Gebieten zu wahren und keine Gruppierung von einer einflussreicheren vereinnahmen zu lassen
- Wir hatten vor allem im Auge, ein gemeinsames Konzept zu erarbeiten
- Pflegende sollten auch mal an sich denken, nicht nur das Wohl anderer im Auge haben
- Sie haben spezielle Komponenten im Auge? Gerne bieten wir genau Ihren Wunschhersteller
Ergänzungen / Herkunft:
Ein Beispiel dafür ist die Zeit, die wir weitgehend mit Begriffen des Raums - einer sinnlich wahrnehmbaren Kategorie - auszudrücken gewohnt sind. Auch direkt wird der Blick der Augen, der bei Walther von der Vogelweide noch im wörtlichen Sinne gebraucht wird (ir vil minneclichen ougenblicke rüerent mich), als "Augenblick" zu einer zeitlichen Kategorie mit der Bedeutung "jetzt" (im Augenblick regnet es). Das Auge sieht redensartlich auch in die Zukunft, und daher sagen wir, dass wir etwas "im Auge haben", wenn wir etwas planen. Wir bündeln unser Interesse, indem wir unser "Hauptaugenmerk" auf etwas richten. Wir bewerten die Welt, indem wir sie mit "Augenmaß" abschätzen.
Der Dichter Hartmann von Aue verglich den Anblick der Schönheit mit der Freude der Herde über sommerliche Weide, und so sprechen auch wir heute noch von einer wahren "Augenweide" - dieser kleine Katalog von Metaphern mag genügen. Die Wendungen, die sich mit dem Auge, dem Blick oder dem Sehen befassen, um damit übertragene Bedeutungen auszudrücken, sind kaum zählbar, zumal wenn man die Verben bedenkt, in denen sich die visuelle Wahrnehmung ausdrückt.
Wenn wir somit sehen, wie sehr die Sprache durchdrungen ist von der Sphäre des Visuellen, so erkennen wir auch hier die Dimension der Leiblichkeit. Zur Leiblichkeit in diesem Sinne gehört auch die sozusagen soziale Leiblichkeit, d. h., die Ausrichtung der Körper zueinander im Prozess der Kommunikation. Hier ist die Grundausrichtung frontal (Face-to-face) und "Auge in Auge". Sich jemandem zu stellen bedeutet, ihm ins Auge zu sehen, und die Redensart überträgt dies weiter zu einer Wendung wie "der Gefahr ins Auge sehen". Der gerade Blick ist der Normalfall, sodass der schiefe Blick oder das Ansehen über die Schulter eine darauf bezogene (negative) redensartliche Bedeutung erhalten kann.
Ein letzter, hier in aller Kürze anzudeutender Gesichtspunkt ist der, dass wir gewöhnlich alle Formen des geistigen Verstehens in Termini des Erblickens ausdrücken. Wir sprechen also von Erkenntnis und davon, dass es einem wie "Schuppen von den Augen fällt". Auch die Begriffe Wissen und Weisheit selbst stammen ab von der indogermanischen Wurzel "uid" mit der Bedeutung "sehen, erkennen".
Vergleiche auch "etwas / jemanden im Auge haben / behalten"
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