1. Eintrag:
hässlich wie die Nacht sein
Bedeutung:
Beispiele:
- Sie war hässlich wie die Nacht!
- Hässlich wie die Nacht: Heftige Kritik an Europaviertel-Architektur
- Dieses Auto ist hässlich wie die Nacht
- Auch mit Kontaktlinsen, falschen Titten und wer weiß was sonst noch, bist du hässlich wie die Nacht und bleibst hässlich wie die Nacht!
- Er ist hässlich wie die Nacht, und trotzdem läuft es bei ihm
Ergänzungen / Herkunft:
Wesentliches Kennzeichen der Nacht ist natürlich ihre Dunkelheit ("schwarz wie die Nacht"), die zu einer optischen Nivellierung führt ("bei Nacht sind alle Katzen grau"). Tag und Nacht sind durch den Gegensatz zwischen Tätigkeit und Untätigkeit gekennzeichnet, Umkehrungen dieser Verhältnisse sind Kennzeichen der "verkehrten Welt" ("die Nacht zum Tage machen"). Die Nacht begünstigt die Heimlichkeit ("bei Nacht und Nebel"), weil der normale Bürger schläft. Im Volks- und Aberglauben ist sie daher auch nicht des Menschen Freund, sondern die gefährliche Zeitspanne, in der Geister und Gespenster umherwandeln, die beim ersten Tageslicht verschwinden müssen ("Morgenluft wittern").
In Volksmythen über den Ursprung von Tag und Nacht gilt die Nacht meist als das Ältere und als Mutter des Tages. Nach Hesiod ist sie die Tochter des Chaos und gebiert aus sich selbst den Tod, den Schlaf, die Träume, den Trug und das Alter. In Teufelssagen wird die Nacht meist als Werk des Teufels hingestellt, der Tag dagegen als Schöpfung Gottes. Dieser Dualismus findet sich in vielen abergläubischen Bewertungen, die sich auch redensartlich niedergeschlagen haben: Der lichte Tag ist gut, schön usw., die schwarze Nacht ist schlecht und hässlich.
Der redensartliche Vergleich "hässlich wie die Nacht" scheint allerdings noch recht jung zu sein - den ersten Beleg finden wir im Märchen "Brüderchen und Schwesterchen" der Gebrüder Grimm (1819): "Jhre rechte Tochter, die häßlich war wie die Nacht und nur ein Auge hatte ..." Q
Jacob Grimm, Wilhelm Grimm: Kinder- und Haus-Märchen, 2. Aufl., Bd. 1, Berlin 1819, S. 63✗
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