1. Eintrag:
schwul sein
Bedeutung:
Beispiele:
1.- Ist Haider nun eigentlich schwul, oder was?
- Dort bin ich schwul, hier bin ich Ausländer
- Durch Gregor und Max lernte sie ein weiteres schwules Pärchen kennen
- Der schwedische Exnationaltorhüter Magnus Hedmark erklärte vor einigen Monaten die Tatsache, dass sich selbst in dem als liberal geltenden skandinavischen Land noch kein Profifußballer bisher als schwul geoutet hat, damit, dass die Intoleranz gegenüber allem, was nicht ins einfache Weltbild passe, in der Kabine sehr hoch sei
- Ich war schon öfter daran vorbeigelaufen, wäre aber nie auf die Idee gekommen, dass sich dahinter ein schwules Lokal verbergen könnte
- Ich habe grundsätzlich ja nichts gegen einen schwulen Urlaub, nur nicht in der Phase, in der wir sind
- Es sei wichtig, das neu erworbene schwule Selbstbewusstsein auch in das reale Leben zu transportieren
- Das ist voll schwul!
- Im Zeitalter von "fick dich, Alter", "deine Alte ist eine Bitch", "ey, voll das schwule Thema" ist das Wort "Scheiße", was früher vielleicht einmal als verbale Frustkompensation funktionierte, so inflationär in Gebrauch wie das reale Äquivalent in der Klärgrube
Ergänzungen / Herkunft:
Das Wort wird auf "schwül" (drückend heiß, feuchtwarm, stickig, beklemmend) zurückgeführt Q. Hier drückt sich die in der alten Umgangssprache hergestellte assoziative Verknüpfung zwischen "warm" und "homosexuell" aus (vergleiche "mit jemandem / etwas / miteinander warm werden", "ein warmer Bruder"). Die Bedeutung "homosexuell" kam in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf Q. Storfer schreibt 1935: "Vielartig ist die Verwendung von schwül in übertragenem Sinne. Bei Eichendorff ist z. B. von schwülen Augen, schwülen Träumen die Rede. Man spricht von einer schwülen (Erotik gleichsam wie einen Gewitterausbruch verheißenden) Atmosphäre, wenn Tanzlokale halb verdunkelt und rote Lampen eingeschaltet werden ('schwüle Tangobeleuchtung') usw. Eine Rückwandlung aus schwül zum ursprünglichen u-Laut zeigt das jüngere Slangwort schwul = homosexuell. Es dürfte in dieser Bedeutung zuerst in Berlin aufgetreten sein ..." Q.
Der Begriff wurde schon Ende des 19. Jahrhunderts als Selbstbezeichnung verwendet, wenn auch nicht von allen Q
Albert Moll: Die konträre Sexualempfindung, zit. in: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwul✗
Die Verwendung wurde im ausgehenden 20. Jahrhundert häufiger und im Alltagsgebrauch im Zuge der zunehmenden Toleranz gegenüber homosexuellen Beziehungen (Stichwort sexuelle Selbstbestimmung) immer weniger als abwertend empfunden. Heute ist der Begriff der allgemeinen Umgangssprache mit wertneutraler Konnotation zuzuordnen.
Bedeutung 3 kann als jüngere Reaktion auf die letztgenannte Entwicklung verstanden werden und spiegelt die Lust an der Provokation und Umdeutung sexueller Begriffe wider, die für die Jugendsprache typisch ist (vergleiche "porno", "geil sein").
Zur Wortfamilie siehe auch "in Schwulitäten geraten / kommen", "jemanden in Schwulitäten bringen"
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