1. Eintrag:
zwei Seelen ruhen / wohnen in jemandes Brust; jemand hat zwei Seelen in der / seiner Brust
Bedeutung:
Beispiele:
- Er wird seine neuesten Gedichte präsentieren, denn – wie er selbst sagt – "es wohnen zwei Seelen in meiner Brust – die eines Priesters und die eines Dichters"
- "Ich bin traurig, aber ich freu mich auch." Nikola Bilyk beschreibt die zwei Seelen in seiner Brust
- Steck habe vermutlich "zwei Seelen in seiner Brust gehabt". Eine Seite Stecks habe sich "total austesten" wollen. Die andere sei sehr empfindsam und weich gewesen
- Mindestens zwei Seelen wohnen in der Brust des Hamburger Sängers und Keyboarders: Einerseits liebt er die Melodienseligkeit und die Dreiminutendramen des klassischen Popsongformats, andererseits ist er ein Fan der Housemusik und ihres elektronisch tackernden Entgrenzungsversprechens
Ergänzungen / Herkunft:
In der Überlieferung und Metaphysik des Mittelalters werden aus dieser Seelenlehre Versatzstücke, die zu neuen Theorien umgeformt werden. So unterscheidet man gelegentlich die vegetative (allen Lebewesen einschließlich der Pflanzen innewohnende), die animalische (den Tieren und dem Menschen gemeinsame) und die rationale (nur dem Menschen eigene) Seele. Diese Modelle eignen sich natürlich hervorragend, einen Widerstreit entgegengesetzter Triebe zu verstehen und bildhaft darzustellen. Hierher gehört auch das unzählige Male zitierte geflügelte Wort aus Goethes "Faust" (an Wagner): "Du bist dir nur des einen Triebs bewusst; / O lerne nie den andern kennen! / Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, / Die eine will sich von der andern trennen: / Die eine hält in derber Liebeslust / Sich an die Welt mit klammernden Organen; / Die andre hebt gewaltsam sich vom Durst / Zu den Gefilden hoher Ahnen."
Siehe auch "aus / von tiefster Seele; von ganzer Seele". Zu Goethes "Faust" siehe auch "hinter etwas her sein wie der Teufel hinter der (armen) Seele"
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