1. Eintrag:
jemandem die Freundin / den Freund / den Mann / die Frau ausspannen
Bedeutung:
Beispiele:
- Der beste Kumpel hat mir die Freundin ausgespannt!
- Da ich selbst nicht wollte, dass mir jemand den Mann ausspannt (genau dieses aber schon erlebt habe), würde ich auch keiner anderen Frau den Mann ausspannen. Es würde mich auch nicht trösten, mir einzureden, dass man in eine Beziehung nur einbrechen kann, wenn sie nicht mehr ganz intakt ist. Das ändert an dem - in meinen Augen - unmoralischen Vorgehen des Ausspannens nichts
- Sie glaubte dann, dass ich ihr den Freund ausspannen wollte. Seitdem geht sie nicht mehr ans Telefon, wenn ich anrufe, spricht nicht mehr mit mir und glaubt mir auch nicht
Ergänzungen / Herkunft:
Das verwendete Verb erscheint in diesem Zusammenhang etwas seltsam und bedarf einer Erklärung. Als erste Deutung bietet sich das Gegenteil von "einspannen" an (die Pferde ausspannen) mit der Bedeutung "losmachen, loslösen". Und so wird "ausspannen" seit dem 19. Jahrhundert Q auch auf Menschen angewendet.
Doch hier dürften sich auch Reste einer uralten Bedeutung erhalten haben, die uns im Wort "abspannen" entgegentritt - ein Verb, das seit dem Frühneuhochdeutschen in der bereits genannten Beziehung gleichbedeutend mit "ausspannen" ist: die Pferde vom Wagen ausspannen oder abspannen.
Deutlich wird das bei Martin Luther, der 1529 im Kleinen Katechismus in Bezug auf das Zehnte Gebot schreibt: "Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht sein Weib, Gesinde oder Vieh abspannen, abdringen (abnötigen, Anm.) oder abwendig (abspenstig, Anm.) machen; sondern dieselbigen anhalten, dass sie bleiben und tun, was sie schuldig sind" Q. Dabei erscheint "abspannen" in Bezug auf Gesinde und Weib deplatziert und unstatthaft - als würde man diese wie Vieh ins Joch einspannen. Die Ausdrucksweise Luthers erscheint wie eine sprachliche Entgleisung, was in der Nachfolgezeit zu allerlei mehr oder weniger kreativen Erklärungsversuchen führte Q
Wübbe Ulrich Jütting: Sprachliche und pädagogische Abhandlungen, Frerichs, Aurich 1868, S. 96ff.✗
Frühneuhochdeutsches Wörterbuch, abspannen (https://fwb-online.de/lemma/abspannen.s.3vu); Pfeifer [

Übrigens führte dieses alte "abspannen" zum heutigen "abspenstig" (machen), es gab auch Mischformen wie abspännig, abspennig oder abspendig Q
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Zu "ausspannen" siehe auch "sich (für jemanden / etwas) (schwer / mächtig) ins Zeug legen / werfen"; zu "spannen siehe auch "spannen"
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