1. Eintrag:
jemandem die Leviten lesen
Beispiele:
- Die Parteien lesen sich die Leviten. Viel Bier und Polemik beim Politischen Aschermittwoch ...
- Bush ist von einer konfusen Politik abgerückt und hat Sharon wenn auch nicht die Leviten gelesen, dann ihn zumindest stark gewarnt
- Er hat der Mannschaft ordentlich die Leviten gelesen, weil er die "letzte Konsequenz" vermisste. Die soll sein Team jetzt in Trier zeigen, "wie beim 5:0 im Hinspiel"
- In ihrem ersten Roman leiht die junge Autorin ihre Stimme einem alten Mann, der in einer zornigen Rede seinem erwachsenen Sohn die Leviten liest
Ergänzungen / Herkunft:
umgangssprachlich; Als Leviten wird im Alten Testament der Stamm der Söhne Levis bezeichnet, dem kultische Dienste anvertraut waren. Das 3. Buch Mose wird auch Leviticus genannt, weil es die kultischen Vorschriften enthält. Die Redensart geht auf das 10. Jahrhundert zurück. Sie bezieht sich auf Vorgänge des 8. Jahrhunderts, als die Geistlichkeit im Fränkischen Reich in einen relativ verwilderten Zustand geraten war. Um das Jahr 760 stellte Bischof Chrodegang von Metz zur Verbesserung der Sitten einen Kanon von Regeln nach Art der Benediktinerregel auf. Die Canonici wurden in diesem Regelwerk zum gemeinsamen Essen und Trinken, Schlafen und Beten verpflichtet. Besonders wichtig waren gemeinsame Gebets- und Andachtsübungen, in denen Abschnitte der Heiligen Schrift vorgelesen wurden. Dabei wurde oft auf das Buch Leviticus zurückgegriffen, aber auch auf Satzungen, die in "Capitula" unterteilt waren. Daran knüpften sich ermahnende Reden an, welche die Wirkung vertiefen sollten