1. Eintrag:
jemanden fertigmachen
Bedeutung:
Beispiele:
- Na warte, dich mach ich fertig! (Drohung)
- "War das Skispringen für Sie am Ende so eine Qual?" - "Zum Schluss hat es mich nur mehr fertiggemacht. Jeder einzelne Sprung war eine Überwindung und hat mich extrem viel Kraft gekostet"
- Mit ihren Nadelstichen und Provokationen machen sie uns das Leben schwer. Sie wollen uns mit ihren Bemerkungen und Kommentaren beleidigen, verletzen und fertigmachen
- Dieses ewig trübe Wetter macht mich fertig!
- Ihr Vater machte sie fertig, schlug sie grün und blau
- Kein Geld, nichts zu essen und nicht zu wissen, wo Vater war, machte sie fertig
- "Willst du wissen, was einen guten Boxer ausmacht?" - "Was denn?" - "Dass du an dich glaubst. Dass du siegen willst. Der Rest - Kondition. Wenn du einen Gegner fertigmachen willst, machst du ihn fertig"
- Du siehst toll aus ... mach dich doch nicht so fertig wegen der paar Kilos!
Ergänzungen / Herkunft:
Die Verwendung im idiomatischen Sinn in Bezug auf Menschen (jemanden fertigmachen, also z. B. erniedrigen, bestrafen o. ä.) lässt sich über die Bedeutungen "zu Ende bringen, abschließen" (gleichsam jemandes Widerstand beenden) herstellen. Eine andere Assoziation finden wir beim Philosophen Theodor W. Adorno: Wer "jemanden fertigmacht", der behandelt ihn wie einen Gegenstand - er versetzt ihn in den gewünschten Zustand, indem er ihn gefügig macht, seinen Willen bricht. Adorno schreibt 1966 über den "manipulativen Charakter": "... so würde ich ihn den Typus des 'verdinglichten Bewußtseins' nennen. Erst haben die Menschen, die so geartet sind, sich selber gewissermaßen den Dingen gleichgemacht. Dann machen sie, wenn es ihnen möglich ist, die anderen den Dingen gleich. Der Ausdruck 'fertigmachen', ebenso populär in der Welt jugendlicher Rowdies wie in der der Nazis, drückt das sehr genau aus. Menschen definiert dieser Ausdruck 'fertigmachen' als im doppelten Sinn zugerichtete Dinge" Q
Erziehung nach Auschwitz 1966, in: Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit, Frankfurt am Main 1971, S. 98✗
Der Ausdruck ist schon sehr alt. Im Sinne "totschlagen, entlassen, verdrängen" finden sich vereinzelt Belege im 17. und 18. Jahrhundert Q
François de Calvi: Beutelschneider/ Oder Neue/ warhaffte/ und eigentliche Beschreibung Der Diebs Historien, Bd. 2, Frankfurt (Main) 1627, S. 191; Johann Balthasar Schupp: Schrifften, Hrsg. v. Anton Meno Schupp, Hanau 1663, S. 118; Valentin Ernst Löscher: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ, Leipzig 1705, S. 256; D. Sam. Benedicto Carpzovio: Die Fruchtbringende Gesellschaft der Christen / in einem besondern Jahr-Gange ..., Leipzig 1711, S. 715✗
Johann Ebers: The New and Complete Dictionary of the German and English Languages ..., Band 1, A-G, Leipzig 1796, S. 873, Sp. 2; Carl Gottlob Cramer: Der arme Goerge, Leipzig 1800, S. 98✗
Noch eine abschließende Bemerkung zur Schreibung: Der Wortbestandteil "fertig" trägt in unserem Ausdruck einen anderen Sinn als normal, er ist also idiomatisch. Deshalb wird "fertigmachen" hier zusammengeschrieben, während in der freien Verwendung (Bedeutungen erster Absatz oben) auch getrennte Schreibung möglich ist
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