1. Eintrag:
jemanden auf die Folter spannen
Bedeutung:
jemanden quälend lange warten lassen; jemanden in spannende Erwartung versetzen, indem man ihm eine entscheidende Information vorenthält
Beispiele:
- Nun sag schon endlich, wie das Bewerbungsgespräch war! Spann mich nicht länger auf die Folter!
- Wir wollen Sie nicht länger auf die Folter spannen. Es hat gewonnen: ...
- Auch die Monatsrätsel werden immer in der folgenden Sendung aufgelöst, um die aufgeregten Kandidaten nicht allzu lange auf die Folter zu spannen
Ergänzungen / Herkunft:
Die Redensart hat ihren Ursprung im Mittelalter. Die römisch-rechtliche Methode der Zufügung körperlicher Schmerzen war seit dem späten Mittelalter ein gesetzlich geregelter Bestandteil des Prozessverfahrens und sollte den Delinquenten zum Geständnis zwingen. Diese "Befragung unter Schmerzen" (die "peinliche Befragung") wurde erst im Zeitalter der Aufklärung (1720-1785) als menschenunwürdig erkannt und allmählich (zuerst 1740 in Preußen) abgeschafft. Die Redensart ist seit dem 18. Jahrhundert bekannt, und Goethe schreibt in seiner Liebeslyrik über die zögernde Geliebte:
O du loses leidigliebes Mädchen
Sag mir an, womit hab ichs verschuldet,
Dass du mich auf diese Folter spannest,
Dass du dein gegeben Wort gebrochen?
(...)
QQuellenhinweis:
Morgenklagen, 1789
✗ Zum Begriff "
spannen" siehe auch "
spannen"