1. Eintrag:
der gute Ton
Bedeutung:
Beispiele:
- Der gute Ton verlangt, mitzulachen - selbst wenn einem angesichts des Altherrenhumors zum Weinen zumute ist
- Die Kompetenz im guten Ton definiert den sozialen Standort
- Die Regeln des guten Tons bei der Begrüßung: ...
- Im Allgemeinen verlangt der gute Ton von uns, dass wir uns zu Hause in der Familie oder ganz allein genau ebenso betragen, als ob die Augen der ganzen guten Gesellschaft uns beobachteten
Ergänzungen / Herkunft:
Die meisten Redensarten sind in diesem Bereich angesiedelt. Sie kommentieren die Art, in der Menschen miteinander sprechen. Dies kann ein rauer, aber herzlicher Ton (eine grobe Ausdrucksweise, die freundlich gemeint ist) sein, ein familiärer Ton, ein "Brustton der Überzeugung" usw. In derselben Weise, in der man "falsche" (ungehörige) Wörter gebrauchen kann, kann man sich auch "im Ton vergreifen", ein musiktechnischer Ausdruck, der die ungehörigen gesellschaftlichen Umgangsformen bezeichnet und in den Bildbereich "Gesellschaftskonzert" überleitet: In der Gesellschaft wie im Konzert gibt es "tonangebende" Persönlichkeiten, die maßgeblich und vorbildhaft sind.
In der höfischen Gesellschaft des 17. und 18. Jahrhunderts ist es selbstverständlich, dass "sich alles nach dem Ton stimmt, den der Fürst angibt", schreibt der Freiherr von Knigge Q. Das aufstrebende Bürgertum hat einen großen Bedarf, diesen "guten Ton" zu kennen, und Knigge trägt ihm mit seiner Sammlung praktischer Lebensregeln Q Rechnung. Die weite Verbreitung, die dieses Werk und seine Nachahmer finden, zeigt das starke Bedürfnis nach gesellschaftlichen Normen und auch die Angst des Einzelnen, diese Normen nicht genau genug zu kennen. Gut ist im Sinne des guten Tons dasjenige Verhalten, mit dem man keinen gesellschaftlichen Anstoß erregt, oder - um im Bild zu bleiben - keine Missklänge oder Misstöne erzeugt
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