1. Eintrag:
aus / von tiefster Seele; mit / von ganzer Seele
Beispiele:
- Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit ganzer Kraft
- Mit "Deins and Done" präsentiert die Schauspielerin und Sängerin Meret Becker "Songs aus tiefster Seele" und gibt ganz viel von sich preis
- Ich habe von ganzer Seele um einen Ausweg gebetet
- Seine Musik kam immer aus einer sehr tiefen Seele
- Dass die Deutschen, seit je der Kartoffel in tiefster Seele zugeneigt, zu dick sind, ist ihnen erst vor Kurzem amtlich bescheinigt worden, in der "Nationalen Verzehrstudie" des Bundesernährungsministeriums
- "Wenn ich zum Präsidenten der Vereinigten Staaten gewählt werde, will ich mit meiner ganzen Energie und mit meiner ganzen Seele dafür arbeiten, Amerika wieder aufzurichten", versprach Romney
Ergänzungen / Herkunft:
Vor der germanischen Walhalla fließt ein Strom, und im griechischen Glauben setzt der Fährmann Charon die Seelen in einem schmalen Boot in das Totenreich über. Im Norden überließ man die Toten auf einem kleinen Schiff dem Meer, und als Totenland galt die Insel Brittia oder England, das volksetymologisch als "Engelland" (Reich der Seelen) gedeutet wurde.
Neben Schiff und Fährmann stellen auch Wolken, Brücken und die Milchstraße bevorzugte Möglichkeiten zur Seelenüberfahrt dar. Daneben gibt es die weltweit verbreitete Vorstellung von der Seele in Gestalt eines Vogels, der dem Munde des Sterbenden entweicht. Ein Vogel mit Menschenkopf und Händen ist schon die ägyptische Hieroglyphe für Seele.
Vorstellungen vom Toten als Engel oder vom Todesengel gehen auf diese archetypischen Bilder zurück, die seit der Antike in immer ähnlicher Weise Verwendung finden. Antik ist auch die Vorstellung, dass Flugträume als Versuche der Seele zu deuten sind, sich ins Elysium emporzuschwingen.
Eine beliebte Darstellungsform der Seele ist auch der Schmetterling und - seit dem frühen Christentum - auch die weiße Taube. Im biblischen Bild von Jesus als Seelenhirt wird sie allerdings auch als weißes Lamm gesehen.
Redensartlich dominieren die christlichen Vorstellungen, die eine gewisse gegenseitige Abhängigkeit von Leib und Seele in den Vordergrund stellen. Sie ist der Inbegriff des inneren, geistigen Teils des Menschen und bildet sein wahres Ich (das allerdings auch in verschiedene Seelen gespalten sein kann, siehe auch "zwei Seelen in einer Brust"). Oft auch wird die Seele mit dem Menschen selbst gleichgesetzt ("keine Seele").
Die "ganze Seele" finden wir schon in der Lutherbibel (1545) an vielen Stellen, z. B. Matthäus 22, 37: "Jhesus aber sprach zu jm / Du solt lieben Gott deinen HERRN / von gantzem Hertzen / von gantzer Seelen / von gantzem Gemüte"
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