1. Eintrag:
potz Blitz; potztausend
Bedeutung:
Beispiele:
- Ach, potz Blitz, das ist doch der Müller von Leutewitz
- Herr Staatssekretär Wittmann! Potz Blitz! Es ist Ihnen heute das Temperament durchgegangen. Sie haben aufgestampft auf der Regierungsbank, um Ihr Ämtchen vielleicht noch zu retten - aber der Schuss ist nach hinten losgegangen
- "Potz Blitz!" rief der Schneider, "was ist das?" Und weil ihn die Neugierde gewaltig stach, so ging er frisch darauf los
- Potztausend! Was diese BLICK-Umfragen alles zu Tage bringen ...
- Potztausend, sah es darin aus! Ein paar silberne und goldene Becher und eine goldene Kette lagen drin und ein dicker Beutel voll Gold
- Potz Blitz, sagte der Blitzschwab, hälst du uns für Lumpen, die nicht bezahlen wollen?
Ergänzungen / Herkunft:
Er ist in seiner Vorform "bocks" schon im Mittelalter nachgewiesen und findet sich z. B. häufig in den Fastnachtsspielen des 15. Jahrhunderts Q.
Ursprünglich handelte es sich wohl um eine typische Verhüllung - denken wir an das zweite Gebot: Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen. Um also den heiligen Namen nicht auszusprechen und somit zu schonen, wird "Gott(es)" zu "potz" - so wurde aus "Gottes Blitz" "potz Blitz" Q. Adelung formuliert das so: "Es scheinet aus einer Art von Bescheidenheit für Gotz! oder vielmehr Gotts! gebraucht zu werden, welches in eben diesem Falle üblich ist. Indessen pflegt auch der Italiänische Pöbel seine Verwunderung mit 'potta!' anzukündigen" Q
Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, 1793-1801, Potz!✗
Früher hatte der Ausdruck viele, heute unbekannte Varianten (potz Element, potz Henker, potz Wetter u. a.), statt "potz" waren auch "botz" und "kotz" verbreitet Q. Weitere Varianten wären "potz Marter" (Anspielung auf die Leiden Christi) und "potz sapperment" (Sakrament, wobei "potztausend" aus "Gotts tausend sakrament" hervorgegangen ist, bei der die Zahl 7 zu 1000 übersteigert ist).
Ein schönes Beispiel für das Variantenreichtum finden wir 1669 im "Simplicissimus": "Zum allererschröcklichsten kam mir vor, wann ich etliche Großsprecher sich ihrer Bosheit, Sünden, Schande und Laster rühmen hörete; dann ich vernahm zu unterschiedlichen Zeiten, und zwar täglich, daß sie sagten: 'Potz Blut, wie haben wir gestern gesoffen!' 'Ich habe mich in einem Tag wohl dreimal vollgesoffen und ebenso vielmal gekotzt.' 'Potz Stern, wie haben wir die Bauren, die Schelmen, tribuliert!' 'Potz Strahl, wie haben wir Beuten gemacht!' 'Potz hundert Gift, wie haben wir einen Spaß mit den Weibern und Mägden gehabt!'" Q
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch, 1669, S. 93✗
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