1. Eintrag:
Mein lieber Freund und Kupferstecher!

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Bedeutung:
Beispiele:
- In dem geschmuggelten Brief beschwört Krause seinen "Bruder, Freund und Kupferstecher", ihn zu unterstützen und "nicht hängen zu lassen"
- Die "vergessene Milliarde": Orbáns Freund und Kupferstecher hat den Überblick verloren
- Woher kommt eigentlich die Redensart "mein Freund und Kupferstecher"? Ich selbst hörte sie mehrfach von Lehrern in meiner Jugend, wenn ich etwas ausgefressen hatte, was nicht ganz astrein war
- Freund und Kupferstecher, auch mir ist klar, dass es IMMER einen gibt, der schneller ist. Das Dumme ist nur, dass das für jeden gilt ... aber das Gute, wenn man das erkannt hat, winkt man die Stärkeren gerne durch und hat trotzdem Spaß
- Unser Lieblings-Finne Samu Haber hat einen alten Freund und Kupferstecher Antti wiedergetroffen. Die beiden Nordlichter kennen sich noch aus vergangenen Bandtagen
- Irgendwann mal war er "nur" ein Klient, später dann mein Praktikant, dem ich zwei Plattenspieler hingestellt habe, mittlerweile ist er ein echter Freund und Kupferstecher geworden
- Mein lieber Freund und Kupferstecher. Ich habe bewusst nicht Linux in den Mund genommen. Aber die geringere Angriffsfläche von Linux wollen wir mal nicht ganz außer Acht lassen. Vielleicht solltest du nur mal einen kurzen Moment darüber nachdenken, warum China an einer eigenen Linux Staatsdistribution arbeitet. Lass das mal ganz ohne Wertung sickern
Ergänzungen / Herkunft:
Diese Redensart entstand Q im späten 19. Jahrhundert. Redensarten mit ähnlichem Wortlaut sind aber schon älter. So verweist Röhrich auf den bereits 1803 belegten Ausdruck "Alter Freund und Bildermann" Q. Bildermänner verkauften auf Jahrmärkten Produkte der Kupferstecherei. Friedrich Rückert (1788-1866) hat so seinen Freund Carl Barth im freundschaftlichen Briefwechsel angeredet - dieser war von Beruf Kupferstecher. Dass dies der Ursprung der Redensart ist, wird von Röhrich bezweifelt.
Kupferstecher wurden im 16-18. Jahrhundert in Malerwerkstätten und Verlagshäusern in großer Zahl beschäftigt, um Gemälde als Kupferstich zu kopieren oder Illustrationen druckfähig zu übertragen. Sie waren selber nicht kreativ tätig, sondern übertrugen die Arbeiten anderer, was aber trotzdem hohe Anforderungen an ihre zeichnerischen und handwerklichen Fähigkeiten stellte. Wenn man jemandem also ein eigenes Werk zum "in Kupfer stechen" gab, musste man diesem voll und ganz vertrauen können (wie einem Freund), denn er hatte die Möglichkeit, quasi das "Negativ" des eigenen Werkes entweder zu veräußern oder damit eine nahezu unbegrenzte Anzahl von Kopien herzustellen oder gar wie der Kupferstecher Abraham Wolfgang Küfner das ihm von der Stadt Nürnberg überlassene Selbstbildnis Albrecht Dürers 1799 zu fälschen (siehe auch "etwas abkupfern"). Vielleicht nimmt die zu Beginn erwähnte zeitgenössische Briefanrede auf diesen berüchtigten Vertrauensbruch Bezug.
Mit dem Aufkommen des Papiergeldes brachten Kupferstecher außerdem die nötigen Voraussetzungen mit, sich als Geldfälscher zu betätigen.
Ein literarisches Zeugnis der Redensart liegt vor in Fontanes Roman "Frau Jenny Treibel" (1892) Q: "Da war erst gestern wieder einer hier, der schob mir aus Versehen ein Fünfzigpfennigstück zu, weil er's für einen Zehner hielt, und als ich's ihm sagte, nahm er's nicht wieder und sagte bloß: 'Das hat so sein sollen, Freund und Kupferstecher; mitunter fällt Ostern und Pfingsten auf einen Tag'"
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