Diese Redewendung hat im Laufe der Zeit - insbesondere bezüglich des zweiten Wortes "
ergreifend" - einen Bedeutungswandel erfahren. Anfangs handelte es sich nicht um eine feste Wortverbindung, sondern wurde im wörtlichen, nicht-idiomatischen Sinne benutzt - insbesondere bei der Beschreibung von Kunst
und Literatur, die
schlicht und doch
ergreifend ist. In dem wohl ältesten Beleg aus dem Jahr 1841 schreibt Johann Peter Lange über die Schriftstellerin Bettina von Arnim: "So hat sie die Mutter Göthes
und Beethoven, so den Rheingau, so den Freiheitskampf der Tyroler
schlicht und ergreifend, mit den scharfen Strichen des Genies, mit den ächten Farben liebender Begeisterung gezeichnet"
QQuellenhinweis:
Recensionen, Werke
und Gegenstände der schönen Literatur betreffend, S. 99
✗. Hier wird "
ergreifend" im Sinne von "rührend, herzbewegend" benutzt. Etwa seit den 1960er Jahren wurde die Wortverbindung ironisch-scherzhaft gebraucht, doch davon ist heute auch nichts mehr zu spüren.
Und so ist der Ausdruck zur festen Formel erstarrt, die nur noch "
schlicht, einfach" bedeutet
und in der das "
ergreifend" kaum noch Bedeutung trägt.
Zu "
schlicht" siehe auch "
mehr schlecht als recht"