umgangssprachlich; Die Schminke ist ein wesentliches Attribut des Schauspielers. Er schminkt
sich ab, um von seiner auf der Bühne gespielten Rolle wieder in die Alltagswelt zurückzukehren. Wenn wir redensartlich sagen, jemand solle
sich etwas abschminken, so tun wir so, als trage man auch im normalen Leben eine Maske, die mit einer bestimmten Rolle verknüpft ist. Die Vorstellung, dass die Welt eine Bühne ist, auf welcher der Mensch nach Plan und Vorstellung eines anderen bloß agiert, ist so alt wie das abendländische Denken. Schon in Platons unvollendetem Alterswerk, den Gesetzen
Q können wir lesen: "Jeder von uns Vertretern lebender Geschöpfe werde von uns betrachtet als eine Marionette göttlichen Ursprungs, sei es, dass sie von den Göttern bloß zu ihrem Spielzeug angefertigt worden ist oder in irgendeiner ernsthaften Ab
sicht." Die damit geborene Schauspielmetapher wird auch von Horaz
QQuellenhinweis:
Sat. II 7,82
✗ und Seneca
Q aufgegriffen und gelangt so in den Rang eines Topos, ja beinahe schon eines Klischees, als das es Cervantes im 12. Kapitel des zweiten Teils seines Don Quijote verspottet. Auch dem christlichen Denken ist diese Metapher nicht fremd
QQuellenhinweis:
Paulus I., Kor. 4,9; Augustinus, Enarr. ad ps 127
✗, obwohl eigentlich damit ein Widerspruch zur Idee der Willens- und Entscheidungsfreiheit entsteht. Aber die Theatermetapher ist zu weit, als dass dieser Konflikt zu ihrer Preisgabe führen müsste: Jeder Autor, der sie bemüht, betont (je nach individueller Auffassung) entweder den Zwang oder die Improvisationsfreiheit, die der einzelne genießt. Für Luther beispielsweise ist die Weltgeschichte ein "Puppenspiel Gottes", während Shakespeare in "As You Like It"
QQuellenhinweis:
11,7: "All the world is a stage"
✗ die spielerische Freiheit des Komödianten in den Vordergrund stellt. Eine zentrale Gestaltung erfährt das Motiv schließlich in Calderón de la Barcas Stück "Das große Welttheater" (El gran teatro del mundo, um 1645). Die hier entwickelte allegorische Typologie ("Frau Welt", "Weisheit", "Schönheit"), die mit Ständevertretern vom Bettler bis zum König kombiniert wird, ist im 20. Jahrhundert in Hugo von Hofmannsthals "Das große Salzburger Welttheater", (1921) aufgegriffen und erneuert worden. Hofmannsthal steht damit in einer bewusst empfundenen habsburgischen Tradition, die im 17. Jahrhundert sowohl Wien als auch Madrid umfasste