1. Eintrag:
ungeschoren davonkommen
Bedeutung:
einer fälligen Bestrafung entgehen; aus einer schlimmen Lage ohne Schaden herauskommen
Beispiele:
- Viele NS-Verbrecher kamen ungeschoren davon
- Die Verlierer der Krise zahlen für diese, die Profiteure kommen weitgehend ungeschoren davon!
- Irak-Söldner kommen nach Massaker ungeschoren davon
Ergänzungen / Herkunft:
Lange Zeit hindurch hat man diese von "scheren" abgeleitete Redensart auf die germanische Strafe des schimpflichen Haarabschneidens zurückführen wollen. Da die Redensart jedoch erst seit der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts bezeugt ist, wurzelt sie eher in den Zunftbräuchen. Bei der Aufnahme in eine Zunft musste der Neuling eine "Taufe" bestehen, bei der allerlei grobe Handlungen an ihm verrichtet wurden. Die Äquatortaufe ist ein Relikt dieser Bräuche. Symbolisch wurde der Anwärter dabei mit hölzernem Messer rasiert und traktiert, so dass sich für "ungeschoren" die Bedeutung ergab: ohne eine mutwillige Quälerei davonkommen. In den Bereichen dieser Gepflogenheiten reichen auch die Begriffe ungeschliffen, unbehauen, ungewaschen u. a., wenn sie damit das unkultivierte Benehmen eines Menschen bezeichnen. Die Neulinge werden je nach der betreffenden Zunft als Rohling angesehen, die erst durch die Bearbeitung im Stil des jeweiligen Handwerks zu richtigen "geschliffenen Manieren" gelangen