1. Eintrag:
sich in geistiger Umnachtung befinden; geistig umnachtet sein
Bedeutung:
Beispiele:
- Du bist ein Banause und einfach geistig umnachtet!
- Scheinbar habe ich sie irgendwann in einem Anflug geistiger Umnachtung eingekauft und dann vergessen
- Wie Vossius in geistige Umnachtung fallen konnte, die ihn zu einer solchen Tat befähigte, war dem Jesuiten unerklärlich
- "Eine geistig umnachtete Aktion," kommentiert die Polizei das Verhalten
- Der ist umnachtet. Komischer Kerl!
- Das nachstehende Daiquiri-Rezept von Carlos Rodrigos habe ich ihm im Zustand geistiger Umnachtung (herbeigeführt durch den übermäßigen Genuss eben dieses Getränkes) abschwatzen können
- Dann stellt sich heraus, dass der Minister ein Antidepressivum nimmt, das ihn in Zustände geistiger Umnachtung versetzt
- In den folgenden Jahren gerät Wezel in geistige Umnachtung und wird unter Zwangsaufsicht gestellt. Sein Wahnsinn wird von der modernen Wezel-Forschung jedoch bezweifelt
- Im Januar 1889 jedoch, als sich Friedrich Wilhelm turnusmäßig in Turin aufhält, fällt er unerwartet in geistige Umnachtung. Sie ist Folge sich ausbreitender Lähmungserscheinungen, die schließlich auch die Hirnrinde erfassen. Ursächlich ist womöglich eine schleichend verlaufene Syphilis
- Zuweilen bestätigen sich seine Vermutungen, dann wieder stellen sie sich als Hirngespinste heraus. Doch die Schatten wachsen ihm fast über den Kopf, umnachten ihn im Sinne des Wortes
Ergänzungen / Herkunft:
Wilhelm Arent (Hrsg.): Moderne Dichter-Charaktere, Leipzig 1885, Daniel in der Löwengrube, S. 241✗
Schon der wohl erste schriftliche Beleg aus dem Jahr 1726 verwendet das Verb in übertragener Bedeutung: "Wenn sie den rechten Weg der GOttesfurcht verachten / So muß die Demmerung der Irre sie umnachten" Q
Anna Rupertina Fuchs: Fr. Anna Rupertina Fuchsin gebohrnen von Pleitnerin Poetische Schrifften ..., Nürnberg und Altdorff 1726, S. 31✗
Ein weiteres Beispiel aus dem Jahr 1819 zeigt bereits die Verwendung im heutigen Sinn: "Welch eine graunvolle Finsterniß muß einen Geist umnachten, der sich befleißet, die Menge dumm und schlecht zu finden ..., sich selbst aber, den Mißgewordenen, als leiblich und geistig hochedel herauszudeuteln ..." Q.
Die heute vorherrschenden Wortverbindungen "geistige Umnachtung" und "geistig umnachtet" sind so geläufig, dass gelegentlich auch auf das vorangestellte Adjektiv verzichtet wird, weil das "geistig" oft schon automatisch mitgedacht werden kann. Ursache der geistigen Umnachtung können schwere Krankheiten, psychische Störungen, Drogeneinfluss oder Demenz sein, in der heutigen normalen Alltagssprache dagegen wird der Ausdruck weniger dramatisch im Sinne Verwirrung und Phasen eingeschränkter Urteilskraft verwendet und drückt dann oft Verständnislosigkeit aus.
Zur Hell-dunkel-Metaphorik siehe auch "mit etwas sieht es schwarz aus", "jemandem geht ein Licht auf", "das Licht / Tageslicht scheuen", "Licht ins Dunkel bringen"
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