umgangssprachlich; Redensarten mit Begriffen wie "Buch", "Blatt", "Seite", "Kapitel" oder "Abschnitt" beziehen sich ganz allgemein auf die Buchmetaphorik. Im Rahmen dieser Metaphorik gibt es verschiedene Bildfelder, wie beispielsweise das "Buch des Lebens". Auf das frühe Mittelalter geht das Bildfeld von der "Welt als Buch" und insbesondere der "Natur als Buch" zurück. Diese "Bücher" stellen in theologischer Hinsicht eine Möglichkeit dar, das Wesen ihres "Verfassers", also Gottes, zu rekonstruieren. Für Paracelsus ist die Natur dasjenige "Buch", das Gott selbst "gegeben, geschrieben, diktiert und gesetzt hat". Das "Buch des Arztes" sind daneben die Kranken. Sie reagieren auf die Heilungsversuche und auf die Arznei, die vom Firmament, dem (neben der Natur) "anderen Buch der Arznei", abgelesen werden kann. Die Stärke dieser Metaphorik sicherte ihr Überleben bis in die Neuzeit. Einer ihrer Schwerpunkte liegt in der Dichtungstheorie. Edward Young (1683-1765), der englische Vorbereiter des deutschen Sturm und Drang, deutete das "Genie Shakespeare" so, dass diesem - obgleich nicht gelehrt - doch "das Buch der Natur und des Menschen"
vertraut gewesen sei. Auch Goethe und die Romantik haben diese Metaphorik reichlich genutzt. Sie ist aber auch im arabisch-orientalischen Raum zu finden und hat vielleicht einen universellen Charakter. So gibt es in allen Weltregionen astrologische Deutungen, die letztlich der Buchmetaphorik verpflichtet sind, weil die Sterne als "Schrift" aufgefasst werden. Das, was wir noch heute "das große Buch der Natur" nennen, wurde im Mittelalter durch einzelne, in Buchform zusammengefasste Natursammlungen erfasst. Derartige Bestiarien (Tiersammlungen), Herbarien (Pflanzensammlungen) und Lapidarien (Steinsammlungen) sind die Vorläufer der modernen Lexika. Siehe auch "
das ist ein Kapitel für sich"