1. Eintrag:
vollendete Tatsachen schaffen; jemanden vor vollendete Tatsachen stellen
Bedeutung:
Beispiele:
- Es gibt nichts Schlimmeres, als vor vollendeten Tatsachen zu stehen, ohne die Chance zu haben, noch etwas ändern zu können!
- Darin wird der Gesetzgeber unter anderem aufgefordert, für größere Transparenz im Genehmigungsverfahren zu sorgen, damit die Kommunen nicht ständig vor vollendete Tatsachen gestellt werden
- Im 6-Tage-Krieg 1967 schaffte dieser kleine Staat vollendete Tatsachen: Israel eroberte das Westjordanland samt Ost-Jerusalem sowie den Gazastreifen und die Golanhöhen
- Man muss den Eindruck gewinnen, dass die XYZ AG eine Informationspolitik der vollendeten Tatsachen vorzieht
- Diese Maßnahme soll dazu führen, dass zukünftig keine vollendeten Tatsachen beim Bau von Sendeanlagen geschaffen werden
Ergänzungen / Herkunft:
Das Wort "Tatsache" (Faktum, wirklich geschehene Sache, wirklich geschehender Umstand) ist dem englischen "matter of fact" nachgebildet, das seinerseits der lateinischen Rechtsformel "res facti" entspricht. Das erst Mitte des 18. Jahrhunderts geprägte deutsche Wort wurde von Lessing, Herder, Goethe und anderen Schriftstellern aufgenommen und durchgesetzt, obwohl es noch 1801 vom Lexikografen Adelung als "unschicklich" abgelehnt wird. Der sprachlich sensible Lessing schreibt als Erinnerung: "Das Wörtchen Thatsache ist noch so jung. Ich weiß mich der Zeit ganz wohl zu erinnern, da es noch in niemands Munde war. (...) Noch weniger weiß ich, wie es gekommen sein mag, dass dieses neue Wörtlein ganz wider das gewöhnliche Schicksal neuer Wörter in kurzer Zeit ein so gewaltiges Glück gemacht hat; noch, wodurch es eine so allgemeine Aufnahme verdient hat, da man in gewissen Schriften kein Blatt umschlagen kann, ohne auf eine Thatsache zu stoßen..." Q
Gotthold Ephraim Lessing: Gotthold Ephraim Lessings sämmtliche Schriften, Voss, 1839, S. 645 (https://books.google.de/books?id=e9-33NsgSWUC&pg=PA645&dq="ganz+wider+das+gewöhnliche+Sch
icksal+neuer+Wörter"&hl=de)✗
> |